Nach dem Besuch der Wartburg mache ich mich auf den Weg zum Bachhaus, dem weltweit größten Bach-Museum, und finde zu meiner Freude und Überraschung trotz des Eisenacher Sommergewinns einen Parkplatz in unmittelbarer Nähe. Zunächst sehe ich mir sein Denkmal vor dem Museum an. Mit Bach hatte ich bisher noch nicht viel Berührung.

Ein Teil des Museums ist in einem über 550 Jahre alten Fachwerkhaus untergebracht, das fälschlicherweise für sein Geburtshaus gehalten wurde. Das tatsächliche Geburtshaus lässt sich heute nicht mehr ermitteln, lag aber vermutlich in der Nähe des heutigen Museums. Es lag nachweislich in der heutigen Lutherstraße, vermutlich Nr. 35, manche meinen auch einige Häuser früher. Die Lutherstraße führt auf das Bachhaus zu, liegt also in unmittelbarer Nähe.

                               

Im Foyer, in dem u.a. ein beeindruckendes Bachgemälde von Johannes Heisig ausgestellt ist, duftet es nach frischem Kaffee aus dem Café Kantate. Ich widerstehe Kuchen und Törtchen und entscheide mich für die Musik – denn die geht ins Blut und nicht auf die Hüften.

In den Fachwerkbereich gelangt man vorbei an einer alten Tür hinter Glas. Durch diese ging Bach 27 Jahre lang. Es ist seine Original – Wohnungseingangstür aus der Leipziger Thomasschule.

Die niedrigen Decken im Erdgeschoss deuten auf die frühere Nutzung als Viehställe hin. Zu sehen sind u.a. eine kuriose Glasharmonika von ca. 1775 und eine Trompetengeige von 1717. Die vergoldete Bach-Statue diente als Entwurf für das Leipziger Bachdenkmal.

                        

                                 

Im Instrumentensaal begegne ich einem Ehepaar aus der Schweiz wieder, die schon zur gleichen Zeit auf der Wartburg waren wie ich. Mit leuchtenden Augen erzählt mir der Gatte, wie sehr er als Hobbymusiker Bach verehrt und das dessen Kompositionen Grundlage für die heutige moderne Musik ist. Langsam wird meine Neugier für diesen genialen Komponisten geweckt. Stündlich werden Bachkompositionen auf fünf barocken Tasteninstrumenten seiner Zeit vorgetragen. Die junge Musikerin beginnt auf einer Hausorgel aus der Schweiz um 1750. Das Besondere an diesem Instrument ist, das der Spieler mit dem Gesicht zum Publikum spielen kann. In der Folge spielt die junge Frau auf einem Clavichord, einem Spinett aus dem Hause Silbermann, einem Cembalo. Zum Schluss benötigt sie einen Freiwilligen für die thüringische Hausorgel, 1650, der ihr Spiel mittels mit für ausreichenden Wind versorgt.

                                         

                 

Leider sind keine Instrumente aus Bachs Besitz erhalten geblieben. Ein paar Musikstücke kannte sogar ich. Nach ungefähr 20 Minuten endet das kleine Konzert.

Der Rundweg führt ins Obergeschoss zu Stationen aus Bachs Lebensweg.

Er wurde am 21.März 1685 in Eisennach geboren. Bachs Vater war Stadtpfeifer und brachte ihm früh das Spielen von Blas- und Streichinstrumenten bei. In St. Georg lernte er Orgel und besuchte von 1692 bis 1695 die Lateinschule. Als Johann Sebastian 9 Jahre alt war, starb seine Mutter. Mit nur 10 Jahren musste er als Vollwaise zu seinem älteren Bruder nach Ohrdruf ziehen.

Ein alter Herrenschuh des 17. Jahrhunderts steht sinnbildlich für Bachs Wanderung von Ohrdruf nach Lüneburg.

Ein Fagott mit gekreuztem Promenierdegen erinnert daran, dass Bach sich in Arnstadt mit dem Degen gegen einen älteren Fagott-Schüler zur Wehr setzen musste. Ein Vorhängeschloss symbolisiert seine vierwöchige Haft in Weimar.

                                

Ein Zahlbrett mit Münzen (darunter ein kursächsischer Taler von 1715) weist auf Bachs guten Verdienst hin, aber auch die Geldnot seines Dienstherrn Fürst Leopold in Köthen. Ein rätselhafter Bach-Pokal gehört zu den wenigen erhaltenen Haushaltsgegenständen aus Bachs Besitz. Er trägt auf der Vorderseite das verschlungene Monogramm JSB.

Bach war zweimal verheiratet und hatte mit Maria Barbara und Anna Magdalena insgesamt 20 Kinder.

Drei Räume sind als Schlafzimmer, Komponier-Zimmer und Küche historisch eingerichtet und zeigen die Lebensumstände der damaligen Zeit. In Bachs Bibliothek sind einige theologische Bücher zu sehen, wie sie laut Verzeichnis auch in seinem Besitz gestanden haben sollen und für das Museum neu zusammengestellt wurden.

                                      

                  

Im Neubau dreht sich alles um Bachs Musik. Auf die Bubble Chairs war ich besonders gespannt. In den hängenden Klangschalen kann man über Kopfhörer Bachs Kompositionen lauschen.

                          

Das „Begehbare Musikstück“ mit 180-Grad-Leinwand, abgetrennt in der Mitte des Raumes, macht Bachs Musik zum Erlebnis.

Der folgende Bereich ist für Fans sicher ein Bereich, in dem sich lange verweilen lässt. Wem die Zeit nicht reicht, kann seine Eintrittskarte abstempeln lassen und am nächsten Tag wiederkommen. Ich höre mal hier mal dort in die Kopfhörer hinein und komme kurz vor der Treppe zum Foyer wieder zu einem Bereich, der mich neugierig macht. Anhand eines Schädelknochens wurde eine Gesichtsrekonstruktion von Bach vorgenommen. Was es damit auf sich hat muss ich später unbedingt noch einmal in Ruhe nachlesen.

                                         

Ich beende meinen Besuch, nehme aus dem Shop die DVD Johann Sebastian Bach – Große Geschichten aus dem DDR TV-Archiv für die Nachbereitung zu Hause mit und mache mich auf den Weg zum nahen Lutherhaus.