Nur ein paar Gehminuten vom Bachhaus steht das seit 2011 als Europäisches Kulturerbe ausgezeichnete Lutherhaus. Es ist eines der ältesten erhaltenen und schönsten Fachwerkhäuser Thüringens.

 

Luther soll hier als Schüler von 1498 bis 1501 bei der Familie Cotta gewohnt haben. Eisenach nannte er seine „liebe Stadt“, „Keine Stadt kennt mich besser.“

Luther wurde am 10.11.1483 in Eisleben geboren. Mit 15 ging er in die Heimatstadt seiner Mutter, um in sich in Eisennach beim Besuch der Lateinschule St. Georgen aufs Studium vorzubereiten. Er wohnte bei dem einflussreichen und wohlhabenden Ratsherren Cunz Cotta, dem auch das Lutherhaus gehörte. Um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, sang er – wie auch Johann Sebastian Bach – als Kurrendesänger (sie sangen auf Veranstaltungen oder gingen von Tür zu Tür und sangen gegen Geld). 1501 zog Luther zum Studium nach Erfurt.

1521 wurde Luther, der inzwischen in Wittenberg als Mönch lebte, auf dem Reichstag in Worms aufgefordert, seine Schriften zu widerrufen. Luther lehnte dies ab und machte sich auf den Weg zurück nach Wittenberg. Luther wurde jedoch „entführt“ und auf die Wartburg gebracht. Dies dienste jedoch nur zu seiner eigenen Sicherheit, da Luther durch das Wormser Edikt für vogelfrei erklärt worden war und jedermann ihn straffrei hätte töten können. Von Mai 1521 bis März 1522 lebte Luther unter dem Pseudonym Junker Jörg auf der Wartburg. In nur 11 Wochen übersetzte Luther das Neue Testament aus dem Griechischen ins Deutsche. Es gab zu dieser Zeit noch keine einheitliche deutsche Sprache. Luther verwendete die sächsische Kanzleisprache und prägte mit seiner Bibelübersetzung die deutsche Sprache, Literatur und die Musik. Im März 1522 kehrte Luther nach Wittenberg zurück. Am 20. September 1522 erschien die erste gedruckte Auflage des von Luther übersetzten und interpretierten Neuen Testaments. Es sollte bis 1534 dauern, bis Luther und zahlreiche Helfer auch das Alte Testament übersetzt hatten.

Meine Besichtigung beginne ich in der Dauerausstellung „Luther und die Bibel“.

                                          

Im Erdgeschoss werden die Lebensumstände um 1500 gezeigt. Luthers Schulzeit und sein Weg ins Kloster werden thematisiert. Im Zwischengeschoss geht es um die Bibelübersetzung und den damit verbundenen Schwierigkeiten. Jeder, der sich mal einen fremdsprachigen Text mit google übersetzt oder eine aus dem asiatischen übersetzte Gebrauchsanweisung durchgelesen hat, wird die Problematik ansatzweise verstehen können. Für viele Ausdrücke und Phrasen gab es keine deutsche Entsprechung, so dass Luther die Texte zunächst interpretieren musste, damit sie lesbar wurden. Der Koran lässt aus eben diesem Grund keine Übersetzungen zu und wird nur in Original-Arabisch gepredigt.

                

                                                                   

Im Obergeschoss wird die Zeit nach Luthers Tod und der Fortgang der Reformation thematisiert.

Inzwischen war auch der Festzug des Eisenacher Sommergewinns fast am benachbarten Marktplatz angekommen und ich nahm meinen „Logenplatz“ an der großen Fensterfront im Zwischengeschoss ein, um das festliche Treiben „aus sicherer Entfernung“ bequem zu verfolgen.

Während Herr Winter und Frau Sunna sich zum abschließenden Streitgespräch trafen, schaute ich mir noch die bis Ende 2018 wegen des großen Erfolges verlängerte Sonderausstellung Ketzer, Spalter Glaubenslehrer an.

                       

                                                       

Großartig, wie hier mit einfachster Technik, nämlich dem übereinanderlegen von jeweils zwei Bildern oder Schriften in rot und blau die gegensätzliche Sicht der evangelischen und katholischen Kirche auf Luthers Wirken gezeigt wird und wie sich das Luther Bild veränderte. Mittels einer Spezialbrille werden die jeweiligen Thesen sichtbar.                                  

Die beiden sehr netten Damen an der Information bzw. Kasse des Lutherhauses gaben mir noch ein paar hilfreiche Tipps und Informationen zu Eisenach. Besonders legten sie mir den Besuch des Burschenschaftsdenkmals an Herz.

Nach so viel Theorie wurde es Zeit für Praxis und ich machte mich noch einmal auf den Weg zu den Lutherstuben im Eisenacher Hof in der Katharinenstraße, in der Hoffnung, dass ich zu dieser relativ frühen Uhrzeit auch ohne Reservierung noch ein Plätzchen bekommen würde.

Ein Gedanke zu „Das Lutherhaus in Eisenach“
  1. Vielen Dank für Deinen Besuch! Ich freue mich, dass Dir Eisenach und das Lutherhaus gefallen hat! Liebe Grüße von Alexandra Husemeyer, Stadtführerin und Mitarbeiterin der Stiftung Lutherhaus Eisenach

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