“Ich muss allein bleiben und wissen, dass ich allein bin, um die Natur vollständig zu schauen und zu fühlen.“ Caspar David Friedrich schrieb diesen Satz vor über 200 Jahren in sein Tagebuch, als er die Bastei besuchte und malte.

Für die Besichtigung der Basteibrücke in der Gemeinde Lohmen stehe ich früh auf. Es regnet – ausnahmsweise freue ich mich über das Wetter und hoffe, die Bastei möglichst für mich zu haben.

Natürlich bin ich nicht allein auf dieser malerischen Felsformation. Vom Parkplatz aus geht es ca. 700 m am Hotel und der Gastronomie vorbei zur Plattform. Ich beeile mich, denn die ersten Reisebusse fallen ein.

Das schmale Felsriff fällt etwa 200 m steil bis zur Elbe hinab. Was für ein grandioser Ausblick. Gegenüber sehe ich die Festung Königstein.

 

Die Aussichtsplattform wurde 2016 zur Hälfte aus Sicherheitsgründen gesperrt. Unter ihr waren irreparable Verwitterungsstellen festgestellt worden, die die Standsicherheit beeinträchtigen können.

Die Bastei gehörte früher zu einem Verteidigungsring und böhmische Raubritter trieben hier ihr Unwesen.

Dann kamen die Romantiker und mit ihnen die Besucher.

1851 wurde die bis dahin bestehende Holzbrücke von 1826 durch die heutige Sandsteinbrücke ersetzt. Ich schaudere kurz bei dem Gedanken, dass ich auf der knapp 77 Meter langen Brücke eine fast 50 Meter tiefe Schlucht überquere. Das Felsentor am Ende der Basteibrücke war im Mittelalter das Eingangstor zur Felsenburg Neurathen.

Eine Gedenktafel am Felsen der Basteibrücke erinnert an Wilhelm Leberecht Götzinger und Carl Heinrich Nicolai. Sie erwähnten 1797 als Erste die sächsische Schweiz in ihren Reiseberichten. Damals war der Besuch ein waghalsiges und exklusives Abenteuer. Der Tourist musste zunächst einen ortskundigen Führer finden und engagieren, wollte er diesen Ausblick nach einer strapaziösen Wanderung genießen. Heute ist für die Besucher alles gut ausgeschildert und Stufen erleichtern den Zugang zur Ruine.

Eine weitere Tafel gedenkt dem sächsischen Hoffotografen Hermann Krone, der die Basteibrücke 1853 erstmals ablichtete. Ich möchte nicht wissen, wie oft dieser Ort heute in der Minute als Hintergrund geknipst und manchmal sogar allein wegen seiner Schönheit fotografiert wird.

Da sich die Felsformation langsam füllt und ich noch die Festung Königstein besichtigen möchte, trete ich kurz nach der Überquerung der Brücke die Flucht und den Rückzug an, schiebe mich an Touristen unterschiedlichster Nationen, ausgefahrenen Selfi-Sticks und posierenden Topmodels mit ihren eigenen Hoffotografen vorbei.

Ich kann Casper David Friedrich sehr gut verstehen! Das nächste Mal komme ich mindestens zwei, wohl besser noch drei Stunden früher zu diesem beliebten Ausflugsziel.

www.hohnstein.de/de/Tourismus/Besucherinfo/Bastei

 

2 Gedanken zu „Ein Märchen aus Stein – das Elbsandsteingebirge“
  1. danke – was für ein wunderbarer Ort. Wir wollten schon lange hinfahren – natürlich weil wir wissen, dass eine der ältesten Fotografien Hermann Krones den Schriftzug des damals berühmten Wanderers JOSEPH KYSELAK (1798-1831) zeigt.

    Das Foto ist zu sehen in unserer Neuausgabe von Kyselaks Buch “Skizzen einer Fussreise… unternommen im Jahre 1825” (Jung & Jung 2009).

Kommentare sind geschlossen.