Im Musiktheater im Revier, kurz MIR in Gelsenkirchen wird zur Zeit wieder die welterste Staempunk – Oper aufgeführt. Ich habe mir die phantastische Aufführung gestern angesehen.
Die Oper basiert auf dem 1819 erschienen, gleichnamigen Kunstmärchen von E.T.A. Hoffmann. Klein Zaches ist ein Wechselbalg. So wurden im christlichen Aberglauben Kleinwüchsige genannt, weil man annahm, diese Säuglinge wären der Mutter vom Teufel oder der Hexe im Tausch gegen das “echte” Baby untergeschoben worden.

Klein Zaches will nicht laufen lernen und spricht auch nicht. Die Fee Rosabelverde schenkt ihm rote Haare und belegt ihn mit einem Zauber. Alle guten Leistungen, die in seiner Nähe vollbracht werden, rechnet man ihm fortan zu. Seine Missgeschicke und sein schlechtes Benehmen hingegen werden Anderen angekreidet.

Er wird zum Star, entdeckt seine Stimme und blendet die vermeintlich Guten und Schönen, auch wenn er sich ungeheuerlich verhält. In einer Szene beschimpft Zaches das Publikum mit Zitaten von Klaus Kinski und erhält dafür Applaus. Das Publikum wird damit Teil der von Hoffmann skizierten, verblendeten Gesellschaft.
Mehr möchte ich zur Handlung gar nicht verraten.

Das Orchester (Neue Philharmonie Westfalen) sitzt nicht im Graben, sondern auf der Hinterbühne. Die Hauptbühne gleicht mit riesigem Zahnrad, Kesseln und Rohren dem Inneren einer riesigen Dampfmaschine. Die Bühne wird hinauf- und hinabgefahren, um zusätzliche Kulissen zu schaffen.

Die Berliner Steampunk – Band Coppelius hat das Stück zusammen mit Thomas Rimes komponiert. Die Musiker begeisterten das Publikum gleich in mehreren Rollen.

Klein Zaches wird von Rüdiger Frank beeindruckend verkörpert. Er hat es geschafft, auf meiner Gefühls-Klaviatur wirklich jeden Ton zu treffen. Neben Klein Zaches spielt er auch die Rolle des Autors E.T.A Hoffmann, dessen Schreibwerkstatt im vorderen Bereich der Bühne zu sehen ist und der gleichsam durch die Handlung führt.

Die Sopranistin Ulrike Schwab ist in den Rollen des Fräulein Rosenschön, der Fee Rosabelverde und der Candida zu sehen und vor allem zu hören. Ein musikalischer Genuss!

Coppelius gaben ihr erstes Konzert nach eigenen Angaben 1803. Bei der Namensfindung sei man gar nicht durch E.T.A. Hoffmanns “Der Sandmann” inspiriert worden – wie häufig zu lesen ist. Durch eine Sandkastenfreundschaft zum Autor habe der seine Romanfigur nach der Band benannt…


Coppelius:
Max Coppella, Klarinette, Cembalo und Gesang
Graf Lindorf, Cello und Gesang
Bastille, Diener und Gesang
Nobusama, Drums
Sissy Voss, Kontrabass
Comte Caspar, Klarinette, Cembalo und Gesang


Es war ein außergewöhnlicher Musiktheaternachmittag. Das Publikum dankte dem Ensembel mit begeistertem Szenen- und fast nicht enden wollendem Schlussapplaus. Erst das aufflammende Saallicht beendete die Ovationen.
Fazit: Ich bin restlos begeistert!! Unbedingt sehenswert.
Gelegenheit hierzu gibt es am:
30.09.2018, 01.12.2018 und 31.12.2018.
Weitere Infos und Tickets gibt es hier.
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Musikalische Leitung: Thomas Rimes
Regie: Sebastian Schwab
Bühne und Kostüme: Britta Tönne
Dramaturgie: Juliane Schunke
Licht: Jürgen Rudolph und Sebastian Schwab