“Ein Wochenende im Mittelalter macht den Kopf frei.“  (Jörg vom Schneewald)

 

Das erste Ritterfestspielwochende auf Burg Satzvey hat uns so gut gefallen, das wir uns ein zweites Mal auf den Weg dorthin machen. Vieles haben wir noch gar nicht gesehen. Diesmal konzentrieren wir uns auf den Markt und das Ritterlager.

Nach dem Frühstück bei Burgbäcker Teddy besuchen  wir das Bauhaus  (oder OBI, Hornbach) des Mittelalters: Die Schmiede.

Es riecht nach verbrennendem Koks unter der heißen Esse. Der Schmiedehammer trifft glühendes Metall auf dem Amboss. 

Seit acht Jahren schon formen und biegen Christian Gillandt und weitere befreundete Schmiede in ihrer Freizeit Metall auf Burg Satzvey. Einige Kunstwerke sind in der Schmiede ausgestellt, die man auch käuflich erwerben kann. Wir sind jetzt stolze Besitzer eines mittelalterlichen Flaschenöffners, der nicht nur hervorragend funktioniert, sondern auch eine schöne Erinnerung an die Ritterfestspiele auf Burg Satzvey ist.

„Wetten, dass ihr den Knoten nicht aufbekommt?“ Die Kinder nehmen die Wette des Schmieds an und ziehen was das Zeug hält an dem frisch geschmiedeten und im hölzernen Wassertrog abgekühlten Metallknoten. Bisher hat Gillandt übrigens noch keine Wette verloren.

Mit flotten Sprüchen und viel Humor erklärt er den Besuchern etwas über die Schmiedekunst des Mittelalters.

Wer nun Feuer gefangen hat und selbst mal Hand ans heiße Eisen legen möchte, kann dies in Gillandts Schmiede in Tondorf/Nettersheim anlässlich verschiedener Workshops tun.

Vor Michels Badestube treffen wir auf die Spielleute von Fabula Aetatis. Sie sind auf Burg Satzvey keine Unbekannten. Auf der Internetseite der Band steht “Sackpfeifenmusik aus allen 4 Winden”. In die rhythmische Dudelsackmusik fließen u.a. Einflüsse aus der Bretagne und Schottland. Die Traditionals werden mit Eigenkompositionen zu einer großartigen Darbietung vermischt. Wer die Band zu den Ritterfestspielen verpasst hat, kann mit ihr am 28.10.2017 zur Geisternacht oder am 31.10.17 zu Halloween auf Burg Satzvey abfeiern. 

Es gibt Dinge, an denen kommt man einfach nicht vorbei. Es ist Zeit für eine kurze Pause.

Wir haben noch eine lockere Verabredung mit dem Ersten Ritter Jörg vom Schneewald, der im wahren Leben Jörg Schnebele heißt und die Tomburg Ritter vor 15 Jahren zusammen mit seiner Frau und einem benachbarten Paar gegründet hat. Heute sind die Tomburg Ritter ein eingetragener Verein mit über 70 Aktiven aller Altersklassen. Die Ältesten zählen schon 70 Lenze, die Jüngsten krabbeln noch.

Wir treffen Jörg Schnebele am Pranger des Heerlagers und lehnen seine Einladung, den Schandpfahl auszuprobieren, spontan und dankend ab. Auch das augenzwinkernde Versprechen, es gäbe altes Gemüse von letzter Woche dazu, konnte uns nicht umstimmen.

Stattdessen lassen wir uns von ihm durch das Lager führen. Es ist schon ein besonderer Moment, wenn die Lagerabsperrung für dich geöffnet wird und du in ein anderes Zeitalter eintreten darfst.

Wir kommen am Küchenzelt und der Feuerstelle vorbei, an der die Köchin mit zahlreichen Helfern das Lageressen zubereitet und dabei auch mal “einen Zahn zulegt”.  Diese Redewendung stammt tatsächlich aus der mittelalterlichen Küche und zeigt an, dass die Kochhitze mittels Tieferhängen des Topfes (Zahn oder Zacken zugeben) erhöht wurde.

 

Gestern gab es Spätzle mit Gehacktes und Wirsing – keine ganz leichte Aufgabe bei 80 hungrigen Essern.

Die Tomburg Ritter sind seit Jahren fester Bestandteil der Ritterfestspiele auf Burg Satzvey. Sie stehen Interessierten für Fragen gern zur Verfügung – einfach mal stehen bleiben  und ansprechen!

Wir bekommen inzwischen erklärt, was es mit den roten Wimpeln an den Zelteingängen auf sich hat. Im Mittelalter gab es bekanntlich häufiger große Brandkatastrophen. Damals mussten die Bürger einer Stadt einen Ledereimer zum gemeinschaftlichen Löschen bereithalten. Heute ist der Feuerlöscher Pflicht. Der rote Wimpel zeigt an, auf welcher Seite des Zelteingangs der Feuerlöscher zu finden ist.

 

An den beiden Septemberwochenenden sind die Tomburg Ritter ungefähr mit ca. 35 Zelten auf Burg Satzvey vertreten. Jörg Schnäbele verrät, das die Lagerplanung einen hohen Logistikaufwand und einiges an Tetris-Geschick erfordert, denn meistens gibt es mehr Anmeldungen für die Ritterlager als vorhandenen Platz. Beim Aufbau muss auch berücksichtigt werden, wer wann kommt und aufbaut, will man die Letzten nicht alles zu Fuß vom Auto über den Platz tragen lassen. Ebenso sind vorgeschriebene Sicherheitsabstände zu beachten. So ist es kein Wunder, dass der Aufbau mehrere Tage in Anspruch nimmt.

10-12 Lager werden pro Jahr durchgeführt. An Pfingsten und im September sind sie in Satzvey, am zweiten Wochenende im August findet das eigene Ritterlager, der sogenannte Ritterschlag in Wormersdorf statt. Was für uns zunächst nach viel Spaß, Vergnügen und Mittelaltercamping aussah, ist also auch mit viel Arbeit und Engagement verbunden.

Wir gehen am Gemeinschaftszelt vorbei zum Waffenbaldachin. Hier sind Ritterrüstungen und Waffen ausgestellt.

 

Ein typischer Lagertag beginnt um 9.00 Uhr mit einer Andacht. Gemeinsames Frühstück, Markteröffnung und Schlachtenprobe schließen sich an. Manchmal gibt es auch eine gemeinsame Tablettenausgabe mit Smarties – die Tomburg Ritter sind für Späßchen immer zu haben. Hinsichtlich der Kleidung und Waffen haben sich die Tomburger auf den Zeitraum 1150 bis 1350 festgelegt und versuchen, sich in diesem Rahmen weitestgehend authentisch zu präsentieren. 

Wir dürfen noch in einige der privaten Zelte sehen, lernen Zeltwächterin Frida und den Lagerschmied Roger kennen.

 

Die Heimat der Tomburg Ritter ist in Wormersdorf – dem Land der Liebe – zu finden. Wenn man im Supermarkt mal genau hinschaut findet man die Tomburg auch auf der gelben Verpackung des Grafschafter Zuckerrübensirups.

Nachdem wir uns beim Ersten Ritter für dessen Geduld und die vielen Informationen bedankt haben, stöbern wir noch ein wenig am Stand der Schmiede. Ich finde „meine“ Mantelfibel, nach der ich schon recht lange gesucht habe.

An der Pflanzenfärberei Heathers Cauldron kauft Jaqueline noch ein paar Wadenwickel.

Damit ist unsere Geldkatze endgültig leer. Die drei Brote aus der Burgbäckerei hatten wir zum Glück schon morgens bestellt und bezahlt. 

Wir verabschieden uns schweren Herzens von allen Rittern, Metbierwirten, Färbern, Schmieden und Bäckern, die wir an den letzten zwei Wochenenden kennen- und schätzenlernen durften.

„Ein Wochenende auf Burg Satzvey macht den Kopf frei.“ (Checkbar)

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2 Gedanken zu „Ritterfestspiele auf Burg Satzvey, Markt und Ritterlager“

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