Es war ein Abend, auf den sich Rock’n’Roll-Fans lange gefreut hatten: Am 17. Oktober 2024 brachte PeterKraus die Philharmonie Essen zum Beben. Mit „Rockin‘ 85!“ bewies der legendäre Sänger, dass er selbst mit 85 Jahren nichts von seiner Energie und Bühnenpräsenz verloren hat.
Schon als die Lichter im Saal erlöschen, brandet Applaus auf – die erstklassigen Musiker Andre Tolba (Gitarre), Guido Hendrichs (Keyboard), Klaus Bernatzki -Nappo Berna- (Saxofon, Fagott), Guido Jöris (Schlagzeug) und Sängerin Sandie Wollasch betreten als erste die Bühne, im kurzen Abstand folgt Peter Kraus. Ganz elegant im blauen Anzug mit Einstecktuch tanzt und swingt er gut gelaunt auf die Bühne.
Ein Hüftschwung, der Geschichte schrieb
Und dann geht es los: Mit einem Hit-Medley, bestehend aus Klassikern wie „Kitty Cat“, „Hula Baby“ und „Sweety“, „Va Bene“, „So wie ein Tiger“, „Mit 17″ und „Diana“ heizt er dem Publikum mächtig ein. Nach diesem Hitfeuerwerk ist das Publikum auf Betriebstemperatur und Peter Kraus begrüßt sie mit dem Hinweis, dass er sicherheitshalber Songs aus der Anfangszeit genommen hat, damit man weiß, wer er ist.
Im Herzen sei er ja immer noch der 16-jährige, der ins Kino geht und in dem Film Saat der Gewalt Bill Haley fasziniert beim Singen zuhört. Passend dazu gibt es „Rock around the clock“ und „Shake, Rattle and Roll“ vom Pionier des Rock ’n‘ Roll, der 1981 in Texas verstarb.
Eine musikalische Zeitreise – Anekdoten und Hits
Seine erste Scheibe „Tutti Frutti“ wurde 1956 nicht nur in Vinyl, sondern auch auf Shellac herausgebracht. Den Titelsong spielt er natürlich zur Freude des Publikums. Neben diesen großen Rock’n’Roll-Klassikern lässt Peter Kraus es sich nicht nehmen, einige Anekdoten aus seiner über 65-jährigen Karriere zu erzählen. So erinnert er sich an Begegnungen mit Louis Armstrong und Sammy Davis Jr. und brachte das Publikum mit Geschichten aus der Zeit mit Conny Froboess und Freddy Quinn zum Schmunzeln.
Sein aktuelles Album „Idole“ aus dem Jahr 2022 wurde im September diesen Jahres mit Gold ausgezeichnet. Er bekam in der Österreichischen Botschaft in Berlin die erste Goldene Schallplatte seines Lebens überreicht. Die Platte ist Hommage und Dankschön an die großen amerikanischen Stars wie Nat King Cole, dessen Song Love er in seiner Version „L.I.E.B.E“als nächstes zum Besten gibt. Es folgt mit „Sommerzeit“ ein sehr schönes George Gershwin Cover.
Von seinen ganzen Idolen habe er nur Louis Armstrong persönlich kennen gelernt. Neben Sammy Davis Jr. habe er mal eine halbe Stunde in einer amerikanischen Bar gesessen, allerdings schlief dieser neben ihm volltrunken ein. Zur Erinnerung an diese skurrile Szene singt Kraus „Mr. Bojangles“.
Das Geheimnis der ewigen Jugend
Schlag auf Schlag geht es mit einem großartigen Kollegen-Medley weiter. Egal ob „Ganz Paris träumt von der Liebe“, „Ganz in Weiß“, „Moonlight“, „Die kleine Kneipe“, „Der Mann am Klavier“, „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“, „Sieben Mal in der Woche“ und „Ich war noch niemals in New York“- das Publikum ist textsicher. Vor der Pause verrät Kraus mit seinem Song „Ich lass den alten Mann nicht rein“ augenzwinkernd das Geheimnis seiner Jugend.
Ein Medley der größten Klassiker
Nach der kurzen Pause kehrt Peter Kraus in einem legeren Outfit zurück: Ganz nach dem Motto „Für immer in Jeans“ zeigt er sich nun in Jeanshose, Lederweste und lockerer Krawatte. Beim Elvis Medley und Songs wie „Heartbreak Hotel„, „Love me tender„, „King Creole“ und „Viva Las Vegas“ wippte und klatschte das Publikum begeistert mit.
Doch es ist nicht nur die Musik, die den Abend unvergesslich macht. „Im Herzen bin ich noch immer der 16-Jährige, der in die Kinos ging und Bill Haley fasziniert beim Singen zusah“, erzählte er.
Mit Sandie Wollasch hat Kraus eine der gefragtesten Jazzsängerinnen Deutschlands an seiner Seite. Schon seit 10 Jahren begleitet sie ihn und übernimmt mit ihrer wunderschönen und wandlungsfähigen Stimme die Duettparts von Conny Froboes und vielen anderen.
Mit Paul Anka ist Kraus freundschaftlich verbunden und hat viele seiner Lieder aufgenommen. Stellvertretend hat er „Lonely Boy“ auf der langen Setliste. Nach „Blue Bayou„, „Junge Leute brauchen Liebe„, dem unvergessenen „Marina“ und „Rote Lippen“ deutet sich langsam das Ende der Show an.
Ein fulminantes Finale
„Mit 16 hatte ich meinen ersten Plattenvertrag“, erzählt Kraus charmant. „Meine Mutter sagte: ‚Du musst aufpassen, welche Lieder sie mit Dir aufnehmen. Wenn du Pech hast, wird eines davon ein Riesenhit. Den musst du dann dein ganzes Leben lang spielen.‘ Und ich tue es gern!“ Passend dazu folgt einer seiner größten Erfolge: „Sugar Baby“. Das Publikum ist jetzt nicht mehr auf den Stühlen zu halten, klatscht, singt und tanzt begeistert mit.
Natürlich wird Peter Kraus nicht ohne Zugabe von der Bühne gelassen. Mit „Buona Sera“ und dem gefühlvollen „Schwarze Rose“ verabschiedete sich der ewig junge Entertainer von seinen Fans. Als ihm eine Zuschauerin überraschend eine Rose überreicht, blitzt noch einmal das verschmitzte Lächeln auf, das ihn seit Jahrzehnten begleitet.
Fazit: Peter Kraus liefert unvergessliches Rock’n’Roll-Spektakel
„Rockin‘ 85!“ ist mehr als nur ein Konzert – es ist eine Zeitreise durch die Geschichte des Rock’n’Roll, gewürzt mit unvergesslichen Anekdoten und einer Bühnenpräsenz, die ihresgleichen sucht. Peter Kraus zeigt auch auf seiner siebten Abschiedstour, warum er als Ikone des deutschen Rock’n’Roll gilt. Ein Vollblutmusiker, der das Feuer der Musik in sich trägt. Ein Abend, der beweist, dass Rock’n’Roll niemals alt wird – und Peter Kraus schon gar nicht. Bis zum nächsten Mal – wir freuen uns schon!