Unmittelbar am Ufer der Neiße gelegen steht die markante Industrieruine der ehemaligen “VEB Kondensatorenwerke Görlitz“. 
Die Geschichte des Komplexes ist wechselvoll: Nach der Herstellung von Koffern und Dampfkesseln wurden hier sogar Diamanten geschliffen.

Ab 1952 entstanden im Werk u.a. Papierkondensatoren für Rundfunk- und Fernsehgeräte. Mit Aufkommen der Halbeitertechnik kamen weitere, moderne Kondensatoren-Arten hinzu. Die Anzahl der Mitarbeiter stieg auf über 1000 und weitere Produktionsstätten wurden gebaut. Erste Lehrlinge wurden ausgebildet und Betriebskindergärten eingerichtet. Auf der polnischen Seite der Stadt entstanden ebenfalls zwei weitere Betriebsstätten. 1981 – 88 wurde dann sogar neu gebaut.  Im Rückblick erwies sich dies als fatale Fehlentscheidung, denn nur zwei Jahre später veränderte sich der Markt rapide! Asiatische Billigprodukte überschwemmten den Markt und der europäische Umsatz brach nahezu vollständig ein. 1992 kam es zur Insolvenz des einstigen -inzwischen privatisierten- Marktführers. Es folgten Jahre des Leerstandes und Verfalls. Diverse Pläne zur Umnutzung des Areals scheiterten, sogar der Abriss wurde angedacht. Der Freistaat Sachsen kaufte inzwischen das Gelände für 800.000 € und lässt dort nach mehrjährigem Umbau ein großes Forschungsinstitut einziehen.  Künftig dreht sich dort alles um die Themen Klima, Krebs und Künstliche Intelligenz. Bis es soweit ist bleibt das ruinöse Kondensatorenwerk an der Görlitzer Uferstraße eine echte Augenweide für Fans von Lost Places. 


Vielleicht gibt es “nach Corona” noch die Gelegenheit, sich diese Perle anzusehen. Schaut mal auf der Seite des Netzwerkes Industriekultur Görlitz vorbei, die mir den Besuch im Oktober 2020 möglich gemacht haben.