Im Lutherhaus in Eisenach gaben mir die zwei sehr netten Damen an der Information den guten Tipp, mir unbedingt auch das Burschenschaftsdenkmal anzusehen.

Das unübersehbar auf einer Anhöhe thronende, sehr imposante Denkmal war mir zwar schon von der Wartburg aus aufgefallen, allerdings wäre ich vermutlich von allein nicht auf die Idee gekommen, es zu besuchen.

Um es vorweg zu nehmen: der Anstieg vom Parkplatz bis zum Denkmal hat sich absolut gelohnt. Ich hatte einen strahlend schönen Frühlingssonntag erwischt und wurde mit einem grandiosen Blick auf Eisenach, die Wartburg und den Thüringer Wald belohnt. Die Fernsicht hätte ich sicher noch steigern können, wenn ich die 100 Stufen zum Turm hinaufgestiegen wäre. Da ich ja „Knie“ habe, musste ich leider passen und konzentrierte mich ganz auf die Ausstellung.

Für das Denkmal setzt sich seit 1990 der Denkmalerhaltungsverein Eisenach e.V. ein, welches von 1900 bis 1902 erbaut wurde. Es ist unter anderem den Studenten gewidmet, die in den antinapoleonischen Freiheitskriegen gefallen sind. Über der Eingangstür sind die Worte: „Dem geeinten Vaterlande“ eingemeißelt.

Als stilles Mahnmal für die deutsche Einheit war der DDR-Regierung natürlich nicht an der Unterhaltung gelegen. Man wollte es umbauen oder noch lieber – sprengen. Das Denkmal war baulichem Verfall und Vandalismus schutzlos ausgeliefert. Nach der Wende ging das marode Denkmal an die deutsche Burschenschaft zurück. 15 Jahre wurde es aufwendig restauriert und konnte der Öffentlichkeit pünktlich zum 105. Geburtstag im Jahre 2007 präsentiert werden.

Den Innenraum betrete ich durch eine schwere Eisentür, die das Walhalla-Tor symbolisiert. Mein Blick wird von dem Deckengemälde gleich magisch angezogen und mir entfährt schon ein Ausruf der Begeisterung, bevor ich eintrete.

Die schmalen, deckenhohen blauen Fenster ziehen meinen Blick immer wieder zum Deckenbild. Hinsichtlich der Symbolik vermute ich, dass damit auch der Blick nach oben – also nach Walhalla geleitet werden soll.

Das Motiv stammt aus dem germanischen Urmythos. Ragnarök, Götterdämmerung, Kampf der Asen gegen die Mächte der Finsternis, der endgültige Kampf zwischen Gut und Böse mit dem Untergang der Welt. Diesem folgt die Reinigung und der Sieg des Lichts und damit die Wiedergeburt der Welt. Die kräftigen Farben unterstützen die Bildgewalt der dargestellten Kampfeshandlungen.

Ein etwa siebenminütiger Film beinhaltet viel Wissenswertes über die burschenschaftliche Bewegung im 19. Jahrhundert und zum Denkmal selbst.

Aber warum gedenkt man eigentlich heute noch den Burschenschaften?

Nach den Befreiungskriegen gegen den französischen Besatzer Napoleon setzten sich männliche Studenten für die Abschaffung der deutschen Kleinstaaterei und die Schaffung eines gesamtdeutschen Reiches unter einer konstitutionellen Monarchie ein. In Jena wurde am 12. Juni 1815 die Urburschenschaft gegründet. Sie forderte mit den Werten Ehre, Freiheit, Vaterland staatsbürgerliche Verantwortung, ethnische Solidarität und individuelle Freiheitsrechte ein.

An die geistigen Wegbereiter Ernst Moritz Arndt, Johann Gottlieb Fichte, Friedrich Ludwig (Turnvater) Jahn, Karl Hermann Scheidler, Karl Otto Horn, Heinrich Hermann Riemann, Lorenz Oken, Jacob Friedrich Fries und Heinrich Luden wird im Eisenacher Denkmal mit Infotafeln und eingemeißelten Namen erinnert und gedacht.

Die erste Fahne der Jenaischen Burschenschaft war dreibahnig rot schwarz rot und wurde später mit aufgesticktem goldenem Eichenlaub geziert. Diese Farbkombination haben wir bekanntlich bis heute beibehalten.

Die langen und nicht immer von raschem Erfolg gekrönten Mühungen der Burschenschaftler füllen ganze Geschichtsbücher und im Internet gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sich genauer zu informieren. Achtung Spoiler: Die Burschenschaften wurden zum Wegbereiter eines deutschen Nationalstaates und einer demokratischen Verfassung.

Grund genug also, diesem wichtigen Teil der deutschen Geschichte Denkmäler zu setzen und sie zu erhalten. In Eisenach gründete sich 1890 anlässlich des 75jährigen Bestehens der Burschenschaft ein Zusammenschluss von im Berufsleben stehenden alten Burschenschaftlern. Jedes Mitglied musste jährlich sechs Mark spenden. Die Stadt Eisenach baute die Straße zum Göpelsberg – damals für 4.000 Mark – um den vermeintlich geringen Mitgliedsbeitrag einmal in Relation zu setzen, und 1902 konnte die große Einweihungsfeier des Denkmals mit 2000 Personen und 100 Burschenschaftsfahnen stattfinden.

Neun Säulen mit einem Durchmesser von zwei Metern streben 14 Meter in die Höhe. Unter dem Hauptgesims stehen die Worte Ehre, Freiheit, Vaterland in Stein gemeißelt. Darüber sechs Steinköpfe: Hermann der Cherusker, Karl der Große, Luther, Dürer, Goethe und Beethoven. Über Ihnen bewachen neun Adler ebenso viele Tore. Insgesamt erreicht das Denkmal eine Gesamthöhe von 33 Metern.

                                                 

So viele Informationen wollen erstmal verarbeitet werden. Noch ein paar Minuten genieße ich die wärmende Frühlingssonne und den grandiosen Ausblick, bis ich mich unwiderruflich auf den Heimweg ins 300 km entfernte Rheinland machen muss.

Vielen Dank Ihr lieben Eisenacher und hoffentlich bis ganz bald!

                                      

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