Foto: checkbar.eu

Wen man an das Ruhrgebiet denkt, fallen einem schnell Begriffe wie Kohlenpott, Bergbau, Zechen, Kohle, Stahl und rauchende Schlote.  Adelshäuser rangieren in dieser Aufstellung eher auf den hinteren Plätzen, wenn überhaupt. Völlig zu Unrecht, wie die neue Ausstellung „Eine Klasse für sich. Adel an Rhein und Ruhr” in der Kohlenwäsche im Ruhr Museum in Essen beweist. 

Das heutige Ruhrgebiet war in der vorindustriellen Zeit  beliebter Sitz geistlicher und weltlicher Adelshäuser. In der Anfangszeit der Industrialisierung waren es auch Adelige, die sich als Industriepioniere betätigt. Bestes Beispiel hierfür ist die Essener Fürstäbtissin Maria Kunigunde von Sachsen mit dem Kauf der St. Antony-Hütte in Oberhausen. Bürgerlichen wären derartige Firmengründen nicht nur aus finanzieller sondern auch aus rechtlicher Sicht gar nicht möglich gewesen.

 

Mit über 800 Objekten aus 160 Museen, Archiven, Privatsammlungen und Bibliotheken erzählt die Ausstellung die über 1000 jährige Geschichte des Adels. In dem rauen Charme der ehemaligen Kohlenwäsche hat der österreichische Architekt und Ausstellungsgestalter Bernhard Denkinger eine Art Glaspalast entworfen, der die Opulenz der Ausstellungsstücke perfekt und edel zur Geltung bringt, ohne dabei den imposanten Charakter des Raumes zu “verstellen”. Eine gelungenes Lichtkonzept veredelt den Raum zusätzlich.  

Zu den Exponaten vom Mittelalter bis in die heutige Zeit, die zusammen einen Versicherungswert in Höhe von 30 Mio Euro ergeben, zählen Gemälde, Rüstungen, Porzellan, Besteck, Gläser, Kleidungsstücke, Möbel, Fotos, Urkunden, Stammbäume, Schmuck,  Sammlerstücke, Bücher. Zu den Highlights gehören eine in Amsterdam gefertigte Standuhr, ein goldenen Zeremonialschwert des früheren Frauenstifts Essen oder eine Holzstatue des 1225 ermordeten Kölner Erzbischofs Engelbert II.

Fazit: Für mich die wohl schönste Sonderausstellung, die ich im Ruhr Museum bisher gesehen habe. Es gibt unglaublich viel zu entdecken und zu erfahren. Eine tolle Ergänzung ist der zur Ausstellung erschienene Katalog, der weitere Informationen zum Thema enthält. Meine persönlichen Highlights waren das Fell des Löwen Simon aus dem Löwenpark Westerholt, das “Lüsterweibchen” aus Schloss Heltorf und das Küchenstillleben mit Hummer und Jagdwild, bei dem sich die unglaublich vielfältige Symbolik vielleicht erst bei genauerer Betrachtung erschließt. 

Über diesen QR-Code kannst Du Dir kostenlos den informativen Audioguide zur Ausstellung herunterladen. 

Öffnungszeiten
täglich 10–18 Uhr
24., 25. und 31.12. geschlossen

Adresse Ruhr Museum
Gelsenkirchener Straße 181
45309 Essen

Alle Informationen zum Besuch:

https://ruhrmuseum.de/ausstellungen/aktuell/eine-klasse-fuer-sich-adel-an-rhein-und-ruhr