Feierliche Eröffnung
Am 21.06.24 wurden die 73. Bad Hersfelder Festspiele mit einem Festakt und vielen prominenten Premierengästen aus Show, Politik und Wirtschaft feierlich eröffnet. Nach rotem Teppich und Sektempfang folgte mit der Dreigroschenoper die erste Festspiel-Premiere.
Regisseur Michael Schachermaier präsentiert mit dem Bühnenklassiker ein wahres Meisterwerk, das das Publikum in der ausverkauften Stiftsruine zu Begeisterungsstürmen hinreißt. Standing Ovations, lang anhaltender Applaus und Zugaberufe sind der verdiente Lohn für eine brillante Inszenierung, die von der ersten bis zur letzten Minute fesselt und die Zuschauer in die schillernde Unterwelt des viktorianischen Londons entführt.
Liebe, Verrat, Geschäft und Moral
Die Geschichte der „Dreigroschenoper“ – eine Mischung aus Liebe, Verrat, Geschäft und Moral – wird durch die starke schauspielerische und stimmliche Qualität des gesamten Ensembles zu neuem Leben erweckt. Die zeitlose Sozialkritik, die Brecht in seinen Texten verpackt hat, kommt in dieser Bühnenversion besonders gut zur Geltung.
Oliver Urbanski glänzt als korrupter Polizeichef Tiger-Brown und bringt die moralische Zwiespältigkeit seiner Figur hervorragend auf die Bühne.
Götz Schulte überzeugt als kaltschnäuziger Jonathan Jeremiah Peachum, Chef der Firma „Bettlers Freund„. Er macht sein Geld mit dem Verkauf von Bettler-Lizenzen macht.
Die großartige Katharina Pichler glänzt als Pollys Mutter Celia und Anna Loos fasziniert das Publikum als Jenny. Und die Travestie-Künstlerin Lilo Wanders wird an fünf Terminen, an denen Anna Loos wegen anderer Engagements nicht spielen kann, die Rolle der Jenny übernehmen.
Gioia Osthoff als Polly, Laura Dittmann als Lucy sowie die Räuberbande, bestehend aus Bijan Zamani, Simon Jaritz-Rudle, Andrés Mendez, Enrico Riethmüller und Raphael Kübler liefern beeindruckende Leistungen ab.
Kostüme und Licht geben passenden Rahmen
Die aufwendigen und perfekt auf die Charaktere abgestimmten Kostüme von Alexander Djurkov Hotter unterstreichen die Charaktere perfekt. Bühnen- und Lichtdesigner Volker Hintermeier sorgt für eine detailreiche und stimmungsvolle Kulisse und gibt dem Stück den passenden Rahmen. Die Bühnenmitte stellt sowohl das Wohnzimmer der Peachums, ein Bordell, den Hochzeitsort und auch das Gefängnis dar. Besonders eindrucksvoll sind die Szenen unter dem Mond über Soho in der Apsis – ein visuelles Meisterwerk.
Die musikalische Leitung liegt in den erfahrenen Händen von Lukas Mario Maier. Die moderne Interpretation von Kurt Weills Ohrwürmern verleiht diesem Klassiker nicht nur einen rockigen, sondern auch einen authentischen Klang, der sowohl perfekt zu Brechts sozialkritischen Texten passt, als auch die zeitgenössische Relevanz unterstreicht.
„Und der Haifisch, der hat Zähne„
Die Dreigroschenoper handelt von sozialer Ungerechtigkeit, Korruption und den moralischen Abgründen der Gesellschaft. Themen, die in der heutigen Zeit kaum an Aktualität verloren haben. Denn Brechts scharfsinnige Kritik an der bürgerlichen Gesellschaft wird durch die berühmte Zeile „Erst kommt das Fressen, dann die Moral“ deutlich gemacht, und auf den Punkt gebracht.“
Fazit: Die Bad Hersfelder Festspiele haben mit dieser Inszenierung dank der meisterhaften Umsetzung durch das gesamte Team einen fulminanten Auftakt hingelegt, der nicht nur feinste Unterhaltung, sondern auch tiefgründige Sozialkritik ohne erhobenen Zeigefinger bietet.
73. Bad Hersfelder Festspiele
Intendant Joern Hinkel
DIE DREIGROSCHENOPER
VON BERTOLT BRECHT
MIT MUSIK VON KURT WEILL
MITARBEIT ELISABETH HAUPTMANN
REGIE MICHAEL SCHACHERMAIER
KOSTÜM: ALEXANDER DJURKOV HOTTER
BÜHNE: VOLKER HINTERMEIER
LÄNGE: CA. 1:50 STD. PLUS 30 MINUTEN PAUSE
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