Zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch prächtiges Hotel mit dem größten Veranstaltungssaal Thüringens – heute Lost Place mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum.

Viele Bewohner des Ortes erinnern sich noch gern an Tanzschulbälle, Galaveranstaltungen der Stadtverwaltung und Eisenacher Betriebe, rauschende Karnevalsfeste und feierliche Abitur-Zeugnis-Vergaben im großen Ballsaal des Fürstenhofes. 1800 Personen fanden dort Platz.

Mit Go2know konnte ich mich am 11.03.2018 im Hotel umsehen und Spuren des einstigen Glanzes – aber auch des aktuellen Verfalls fotografieren.

1854 baute Fleischermeister Samuel Liebetrau an dieser Stelle ein Sommerhaus. 1861 erwarb Johann Georg Bornemann, seines Zeichens Geologe und Bauunternehmer Haus und Grundstück, baute an und schuf die Villa Bornemann. Nach seinem Tod 1902 wurde die Villa weiterverkauft und erweitert. Am 15.Mai 1902 öffnete das Kurhaus Hotel. Man wollte dem Beispiel Baden Badens folgen und mondäne Kurstadt werden. In den Hang wurde die Kurhausterasse errichtet, im Erdgeschoss mit Garagen, im Zwischengeschoss gab es den nicht mehr erhaltenen Grottensaal. 1920 wurde auf der Terrasse ein Casino errichtet.

Die besten Zeiten der Kurstädte waren aber leider bereits vorbei und so gab man die Kurstadtpläne bald auf. Das Gebäude wurde noch eine Zeit als Hotel genutzt. 1928 vernichtete ein Brand den Ballsaal. Er wurde in einfacherer Form wieder aufbaut und konnte nun bis zu 2000 Gäste aufnehmen. Damit war er natürlich auch prädestiniert für Wahlkampfveranstaltungen. Am 23. Oktober 1932 sprach Adolf Hitler als Hauptredner dort.

Während des zweiten Weltkrieges erfolgte die Nutzung als Fronterholungsheim und Rehabilitationszentrum für kriegsverwundete Soldaten. Wie durch ein Wunder blieb das Gebäude im Krieg unbeschädigt und diente nach der Kapitulation zunächst als Unterkunft für Obdachlose und Flüchtlinge. Nach umfassender Renovierung wurde die kulturelle Nutzung wieder aufgenommen. 1996 schloss das Hotel und steht seitdem endgültig leer.

Vandalismus, Diebstahl, Brandstiftung und fehlende Bauunterhaltung führten zum heutigen ruinösen Zustand. Entsprechende Untersuchungen bescheinigen, dass eine Sanierung unwirtschaftlich ist. 2004 wurde der Denkmalschutz für das Gebäude aufgehoben. Allerdings besteht ein sogenannter Ensembleschutz im Flächen-denkmal „Villengebiet Karthäuser Höhe“, wodurch meines Wissens die Fassade erhalten bleiben muss.

2005 wurde das Hotel für einen eigentlichen Schnäppchenpreis versteigert. Der Eigentümer beantragte 2014 die Abrissgenehmigung und streitet sich seitdem mit der Stadt über die weitere Nutzung. Währenddessen verfällt das Gebäude zusehends. In den unteren Etagen war es auch an diesem 18 Grad warmen Frühlingstag kalt und feucht. Wände und Treppengeländer sind feucht, Badezimmerspiegel sind mit großen Wassertropfen beschlagen. Der Boden fühlt sich unter unseren vorsichtigen Schritten teilweise „breiig“ an. An vielen Stellen ist der ehemals vermutlich hochwertige Holzboden hochgekommen und bildet eigenartige Bodenwellen. In manchen Bereichen sind deutliche Brandspuren zu sehen, schwarzer Schimmel und Grünspan fühlen sich an einigen Wänden und Böden sehr wohl und gedeihen prächtig.

Es war wieder eine tolle Fototour mit diesmal ganz besonders netten Teilnehmern wie ich finde! Unter anderem habe ich einen Vierbeiner und seine Familie kennenlernen dürfen, der schon mehr Lost Places gesehen hat, als ich und bei Instagram eine eigene Seite unter dem Namen mio_terriyaki hat.

                  

Hier kommt meine Fotoausbeute:

3 Gedanken zu „Das fürstliche Hotel“
  1. Es ist ein Trauerspiel zusehen wie das Hotel verfallen ist. Es ist nach der Wende viel Geld in das Objekt investiert worden. Leider hat der Denkmalschutz fast allen Plänen widersprochen. Es mußte nicht sein das es jetzt so ist. Sehr traurig.

    1. Ich bekomme viele Rückmeldungen und es gibt bei Vielen sehr schöne Erinnerungen an den Fürstenhof. Leider habe ich ihn nicht in seiner Blütezeit gesehen. Es gibt im Internet leider auch kaum alte Innenansichten.
      Liebe Grüße

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