Die Deutsche Kinemathek im Sony Center Filmhaus am Potsdamer Platz  in Berlin Mitte hat seit ihrer Gründung 1963 alles archiviert, was mit der  Geschichte und der Technik des Films, des Kinos und zum Teil auch des Fernsehens verbunden ist: Filmkopien, Filmprogramme, Plakate, Architektur- und Kostümskizzen, Fotos, Drehbücher und andere Dokumente. Seit dem Jahr 2000 präsentiert die Deutsche Kinemathek im Museum für Film und Fernsehen einen Teil ihrer umfangreichen Sammlungen in einer ständigen Ausstellung und beleuchtet insbesondere die deutsche Filmgeschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart.

Der Rundgang durch die Dauerausstellung beginnt mit einem beleuchteten Weg durch den spektakulären, opulenten und bildgewaltigen Spiegelsaal. Die Ausstellung ist in verschiedene Themenbereiche gegliedert. Der erste Bereich erinnert an die Anfänge des Films: Pioniere und Diven (1895–1918)

1895 starteten die Brüder Lumière und Skladanowsky in Berlin die ersten Filmvorführungen, die Stars vor der Kamera hießen Henny Porten, Fern Andra und Asta Nielsen.

“Das Kino war ein Kind des Zirkus, des Tingel Tangel, der Varieté-Bühnen. Und einer dieser Bühnen war der Wintergarten. Hier präsentierten Max und sein Bruder Emil Skladanowsky am 01. November 1895 acht sehr kurze Filme, etwa ein Program für 15 Minuten, die Max mit seinem Kurbelkasten gedreht hatte und die er jetzt mit seinem neuen Projektor, den er Bioskop nannte, von hinten auf eine Leinwand warf.”  Jürgen Dünnwald, Auszug aus:

Die ersten Filmpioniere, vorgestellt von Jürgen Dünnwald, Referent für Bildung und Vermittlung:

Dem  Meilenstein der Filmgeschichte  „Das Cabinet des Dr. Caligari ist das nächste Kapitel gewidmet. Dieser expressionistische Horror-Stummfilm von Robert Wiene aus dem Jahr 1920 handelt von einem Schlafwandler, der nachts mordet, tagsüber als Jahrmarktsattraktion von Dr. Caligari vorgeführt wird. Der Film hat mehrere Handlungsebenen und ist thematisch wie stilistisch verwirrend.

Der Rundgang führt als nächstes in den Themenbereich Weimarer Republik (1918-1933). In den Filmen dieser Zeit drehten sich Filme von Regisseuren wie Ernst Lubitsch, F. W. Murnau, Fritz Lang und G. W. Pabst um Alltag, Mythen, Trivialität,  Kolportage, Technik und Horror. Vor der Kamera brillierten Pola Negri und Brigitte Helm, Emil Jannings,  Otto Gebühr, Louise Brooks und Marlene Dietrich.

Marlene Dietrich in der ständigen Ausstellung, vorgestellt von Rainer Rother, Künstlerischer Direktor der Kinemathek

Fritz Langs Metropolis aus dem Jahr 1927 darf in dieser Sammlung natürlich nicht fehlen. Der Film verbindet frühe Science Fiction und meisterliche Filmarchitektur.

Fritz Langs ›Metropolis‹ (D 1927), vorgestellt von Jörg Becker, Referent für Bildung und Vermittlung

Berlin entwickelte sich in den 1920er-Jahren zur europäischen Hauptstadt des Films, aber Hollywood war und ist natürlich die cineastische Weltmetropole, in die es auch deutschstämmige Filmschaffende zog. Der Bereich Transatlantik (1918-1933) beleuchtet diese Emigration.

Marlene Dietrich (1901-1992) ist ein zentraler Bereich in der Ausstellung gewidmet. Neben Kostümen werden private Fotos und Briefe ausgestellt. Sehr interessant ist auch der Blick in den Schminkkoffer der Diva. In den Jahren 1944 und 1945 unterstützte Marlene Dietrich aktiv den Kampf gegen den Nationalsozialismus. 

Im direkten Anschluss geht es um die Olympischen Spiele (1933-1936), die von den Nationalsozialisten genutzt wurden, um sich der Welt als weltoffen und tolerant darzustellen. Leni Riefenstahl begleitete die Sportler filmisch und drehte das Meisterwerk des inszenierten Dokumentarfilms. Der Nationalsozialismus (1933-1945) nutzte  den Film aktiv zu Propagandazwecken. Die Ausstellung erinnert auch an die  Filmkünstler*Innen die nach der Flucht aus Deutschland im Exil (1933-1945) lebten und arbeiteten.  

Der Film im Nationalsozialismus – eine kleine Einführung von André Meral, Referent für Bildung und Vermittlung

Die beiden letzten Themenbereiche Von der Nachkriegszeit … (1946-1980) und …zur Gegenwart (1980 bis heute) beschäftigen sich mit der jüngsten deutschen Filmgeschichte.Ich hatte bei meinem Besuch die Gelegenheit, einen kleinen Teil einer Führung “mithören” zu können, die werde ich auf jeden Fall für den nächsten Besuch der Deutschen Kinemathek einplanen. Hier werden zu den Highlights der Sammlungen spannendsten Geschichten erzählt. Es gibt  einen Audioguide, der aufs Handy geladen werden kann.

 

Fazit: Eine spannende Hommage an die Filmgeschichte! Die Besucher gehen auf eine inspirierende, interaktive,  kurzweilige Zeitreise durch mehr als 100 Jahre Filmgeschichte. Ein absolutes Muss für alle, die Film lieben. Filmausschnitte, Set-Modelle, Kostüme, Fotos, eine große  Mediathek, der Zeittunnel, Videoinstallationen und und und….

 

 

Und die wechselnden Sonderausstellungen sollte man nicht verpassen. Am 28.10.21 wurde “Frame by Frame” -Filme restaurieren eröffnet. Diese ist bis 02.05.22 in der Kinemathek zu sehen.

Mehr zur Sonderausstellung findet ihr hier:

 

Frame by Frame – Filme restaurieren, Sonderausstellung in der Deutschen Kinemathek in Berlin

 

Bunt, sexy, atemberaubend: 20 20 – DIE 20ER JAHRE VARIETÉ REVUE im Wintergarten Berlin