Die Deutsche Kinemathek im Sony Center Filmhaus am Potsdamer Platz  in Berlin Mitte zeigt neben der spannenden Dauerausstellung auch wechselnde Sonderausstellungen. Vom 28.10.21 bis 02.05.22 wird Frame by Frame – Filme restaurieren zu sehen sein. 

Hier geht es nicht nur um das technische Wie sondern auch um die berechtigte Frage des Warum werden Filme eigentlich restauriert. Filme galten früher als Saisonware und nicht mehr “benötigte” Filme wurde recycelt: das Silber wurde wiedervertet, das  “Trägermaterial” wurde für die Herstellung von Knöpfen oder Schuhcreme verwendet.

Viele Filme gingen im Laufe der Zeit auch einfach verloren durch Zersetzung oder Brand. Noch existente Filme stehen zum Teil nur in restaurierungsbedürftigem, verschmutzem, verschrammten oder mit Fehlstellen behaftetem Zustand zur Verfügung. Oder sie wurden durch Zensur oder Zeitgeschmack gekürzt.

 

 

 

Frame by Frame – Film restaurieren
Stark gewölbter 35mm-Filmstreifen mit Rotstich
Foto: Marian Stefanowski / Deutsche Kinemathek

 

 

 


Filme unterliegen ab dem Zeitpunkt der Fertigstellung dem Verfall und müssen gut  behandelt und vor allem richtig gelagert werden. Die Restaurierung gleicht fast einem Wettlauf mit der Zeit, um weiteren Verfall zu verhindern und im besten Fall das ursprüngliche Erscheinungsbild wiederherzustellen. 

Die Filme werden nicht nur physisch restauriert. Manchmal liegen Filmkopien im Ausland vor, die es mit zum Teil aufwendiger Recherche zu finden gilt. Dann können bei der digitalen Aufbereitung verschiedene Quellen herangezogen werden.   

“Fehlende Passagen und sogar Einzelbilder werden möglichst in den anderen Materialien aufgespürt und wieder eingesetzt, um einen ungestörten Bilderfluss zu erzeugen. Bild und Ton werden da wieder synchron angelegt, wo sie sich durch Fehlstellen verschoben hatten. Und Bildfehler werden in der Retusche möglichst abgemildert. Am Ende wird der Gesamteindruck des Films durch eine an den überlieferten Vorlagen orientierte Lichtbestimmung harmonisiert.

Das Ergebnis soll nicht “besser” sein als der Film zu seiner Entstehungszeit war, sondern möglichst authentisch das zeigen, was auch am Abend der Premiere zu sehen war.” (Quelle: Pressemappe)

 

Filme werden nicht nur restauriert, weil sie vergänglich sind. Vielmehr werden sie in einen Zustand rückversetzt, der es ermöglicht, sie wieder vorzuführen. Denn Filme sind -neben der reinen Unterhaltung- auch Zeitzeugnisse und halten Geschichte und Geschichten lebendig. Und sie erinnern uns an die Gesichter längst verstorbener Schauspieler*Innen.

Ich habe mir kürzlich im Kino Babylon in Berlin den Stummfilmklassiker The Kid mit Charlie Chaplin aus dem Jahr 1921  mit musikalischer Orchesterbegleitung angesehen und bin ganz begeistert. Solche Zeitreisen können wirklich süchtig machen!

 

 

Frame by Frame – Film restaurieren
35mm-Filmstreifen mit durch einen Wasserschaden verursachter Ablösung der Emulsion
Foto: Marian Stefanowski / Deutsche Kinemathek

 

 

 

 

In der Ausstellung Frame by Frame wird das Thema der Restaurierung anhand folgender Filme und Filmausschnitte näher gebracht:

“Das Alte Gesetz” (D 1923, Regie: Edwald André Dupont)
“Sylvester” (D 1924, Regie: Lupu Pick)
“Der Katzensteg” (D 1927, Regie: Gerhard Lamprecht)
“Metropolis” (D 1927, Regie: Fritz Lang)
“Menschen am Sonntag”  (D 1930, Regie Robert Siodmak)
“Die Insel der Dämonen” (D 1933, Regie: Friedrich Dahlsheim)
“Tobby” (BRD 1961, Regie: Hans-Jürgen Pohland)
“Alaska” (BRD 1968, Regie: Dore O.)
“Neun Leben hat die Katze” (BRD 1968, Regie: Ulla Stöckl)
“Deutschland Bleiche Mutter (BRD 1980, Regie: Helma Sanders-Brahms)

Einmal im Monat findet eine öffentliche Überblicksführung durch die Sonderausstellung statt. Zu ausgewählten Terminen finden auch Öffentliche Restaurator*Innenführungen statt. Nähere Informationen gibt es auf der Seite 
www.deutsche-kinemathek.de

Fazit: Ich hatte nicht erwartet, dass es zu diesem Thema so viel Spannendes und Informatives zu erzählen gibt! Es ist vielleicht keine Ausstellung für den schnellen “Konsum”. Wer sich aber etwas Zeit für das Thema nehmen kann, erhält wertvolle Einblicke in das Medium Film. Die  (un-)aufhaltsame Vergänglichkeit von Filmen im Zeitalter der ständigen Verfügbarkeit von Medien  via Internet wird hier beleuchtet und sehr gut vermittelt. 

 

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