Das Gefängnis des ehemaligen Amtsgerichtes in Berlin Köpenick
Ein Türspion wird aufgeschoben, der Schlüsselbund des Wärters dreht sich klirrend im Schloss, ein frierender Häftling steht von der heruntergeklappten Holzpritsche auf und tritt mit seinem Metalleimer für die Notdurft aus der Zelle. Am Ende des Ganges hängt der große Toiletteneimer, der per Seilwinde von Hand in die verschiedenen Stockwerke gezogen wird.
Verfallene Gefängniszellen: Erinnerungen an vergangene Zeiten
Wenig Luxuriös, aber so oder so ähnlich könnte es damals wohl gewesen sein. Heute blättert in den kleinen Gefängniszellen die Farbe von den grünen Wänden mit den kleinen Inschriften und Kritzeleien – und kreisrunde Abdrücke auf dem Boden erinnern noch an die Metalleimer.
3 Stockwerke Zelle an Zelle, vergitterte Treppen – ohne Heizung – hier wollte man sicher nicht wieder hin.
Die wechselvolle Geschichte des Köpenicker Gefängnisses
Das zwischen 1899 und Ende 1901 erbaute Gefängnis durchlebte eine wechselvolle Geschichte: Zur Kaiserzeit wurden hier bis zu 55 Häftlinge in Untersuchungshaft genommen. Im Mai 1933 nahm die SA Massenverhaftungen von Juden, Andersdenkende und Kommunisten vor. Das Köpenicker Amtsgerichtsgefängnis diente während der „Köpenicker Blutwoche“ Ende Juni 1933 als zentrale Haftstätte. Die Gefangenen wurden dort eingesperrt, misshandelt und gefoltert. Mindestens 23 Menschen starben. Zu DDR-Zeiten brachte man hier jugendliche Häftlinge unter. Unter anderem wurde der Bau auch als Arrestanstalt der NVA genutzt. 1964 übernahm das Fernsehen der DDR den Zellenbau und richtete hier wegen der guten Lagermöglichkeit in den trockenen Zellen einen Kostümfundus mit Schneiderei unter. Seit den Achtzigern steht das Gebäude fast leer. Ein Teilbereich wird als Gedenkstätte für die Opfer der Köpenicker Blutwoche, ein anderer als öffentliches Kulturzentrum „Kunstanstalt Köpenick“ genutzt. Go2know bietet regelmäßig Fototouren an.