“Ein Teil des Ortes ist noch bewohnt. Diese Situation ist für die verbliebenen Einwohner nicht leicht; jede weitere Störung ist eine Belastung.” So werden Besucher des Ortes an den Zufahrtstraßen nach Immerath empfangen. Es ist ein Tag mit Dauernieselregen. Wir parken vor der Sperrbarke und machen uns zu Fuß auf den Weg durch die leeren Straßen. Totenstille begleitet uns. Es fehlt eigentlich nur noch die im Wind quietschende Schaukel, aber hier hat schon lange kein Kind mehr geschaukelt.

Wir passieren die ersten Häuser. Vernagelte Türen und Fenster. Im Obergeschoss ein eingeworfenes Fenster, Scherben auf dem Bürgersteig.

 

 

 

 

 

Die Klingelschilder tragen keine Namen mehr. Briefkasten und Papierkörbe werden nicht mehr geleert und in der Kirche finden keine Gottesdienste mehr statt. 2013 wurde sie entwidmet und an RWE verkauft.

 

 

Und mittendrin zwei, drei bewohnte Häuser. Beim Baustoffverwerter öffnet sich das Hoftor. Ein Kleinlaster fährt heraus. Um die Ecke ein Verkaufsschild: hier gibt es Kartoffeln. Im Hof steht ein frischer Maibaum. Mitten in der Stille ein Stück Normalität.

Am Haus neben der Feuerwehr das handschriftliche Versprechen: We stay! Immer wieder schlecht übertünchte Graffitis: RWE go home!

Seit 2006 werden die Immerather umgesiedelt. 2013 wohnten noch 40 von ehemals 1537 Menschen dort. Das Dorf liegt am Tagebau Garzweiler. Der frisst sich immer weiter an das Dorf ran. In dieser Region liegt das größte zusammenhängende Braunkohlevorkommen Europas. “Die Enteignung ist zulässig, wenn sie zur Erreichung des Gemeinwohlziels erforderlich ist, ” so steht es in Art. 14 des Grundgesetzes. Energieversorgung für die nächsten Jahrzehnte ist wichtiger als Heimat.

 

 

 

“Zum Schutz der Privatsphäre sowie der Ruhe im Ort sollten Sie im Interesse der Immerather Bürger auf eine Fahrt durch den Ort verzichten.”

Auf Wiedersehen in Neu-Immerath.

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