Die Bad Hersfelder Festspiele haben sich mit der Neuinszenierung von “A Chorus Line” ein weiteres Highlight ins Programm geholt. Das ikonische Musical von Marvin Hamlisch, Edward Kleban, James Kirkwood Jr. und Nicholas Dante, das unter anderem mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde, feierte am 22. Juni 2024 Premiere und wird insgesamt 28 Vorstellungen umfassen.

Die Bad Hersfelder Festspiele dürfen “A Chorus Line” als erstes Theater im deutschsprachigen Raum in einer eigenen Inszenierung und mit eigener Choreografie präsentieren. Die neue deutsche Übersetzung kommt von Robin Kulisch, die dem Musical einen frischen und authentischen Schliff gibt, der sowohl alte Fans als auch neue Zuschauer begeistert.

Die Inszenierung unter der Regie von der renommierten Choreografin Melissa King bringt die emotionale Tiefe und die künstlerische Leidenschaft der Broadway-Tänzer eindrucksvoll zur Geltung. Das große Festspiel-Orchester begleitet die Aufführungen unter der Leitung von Christoph Wohlleben und sorgt für die musikalische Brillanz, die das Musical auszeichnet.

Das Stück, das erstmals 1975 uraufgeführt wurde, besticht durch seine außergewöhnliche Mischung aus Drama, Musik und Tanz. Das Publikum kann so richtig mitfühlen, wenn die Tänzer durch den intensiven Auswahlprozess gehen und emotional Achterbahn fahren.

Es beginnt mit einer Massenprobe, bei der viele Tänzer und Tänzerinnen um eine Chance wetteifern. Regisseur Zach, hervorragend von Arne Stephan dargestellt, fordert die verbleibenden Kandidaten und Kandidatinnen auf, nicht nur ihre tänzerischen Fähigkeiten zu zeigen, sondern auch ihre persönlichen Geschichten zu teilen. Das ist der zentrale Kniff des Musicals: Durch die Monologe und Soli der Tänzer lernen wir ihre Hoffnungen, Ängste, Träume und die Opfer kennen, die sie gebracht haben, um ihre Leidenschaft zu verfolgen.

 

Emma Kate Nelson versucht als erfahrene Solo-Tänzerin Cassie in die Ensemble-Riege zurückzukehren. Ihre emotionale Reise und die intensive Beziehung zu Zach, ihrem ehemaligen Liebhaber, bilden einen zentralen Handlungsstrang. Olivia Grassner spielt die Sheila zynisch und sarkastisch, zeigt aber durch ihre Erzählungen eine verletzliche Seite. Paul, gespielt von Kevin Reichmann, ist ein Tänzer, der eine bewegende Geschichte über seine Jugend und die Herausforderungen erzählt, die er als homosexueller Mann überwinden musste. Sein Monolog ist einer der emotionalen Höhepunkte des Stücks. Auch die tolle Leistung von Mythes Monteiro als Diana und den anderen Hauptdarstellern wie z. B. Pascal Cremer als Bobby bleiben in Erinnerung und tragen maßgeblich zur starken Gesamtwirkung bei.

Das Bühnenbild von Karin Fritz ist einfach außergewöhnlich und stellt den Tanzraum der Auditions unglaublich realistisch und gleichzeitig kreativ dar. Im Mittelpunkt stehen riesige, drehbare Spiegelwände, die den Raum optisch auf beeindruckende Weise erweitern und eine absolut immersive Atmosphäre schaffen. Diese Spiegelwände sind ein echtes Highlight! Sie reflektieren nicht nur das Licht und die Bewegungen der Tänzer, sondern verstärken auch die emotionale Intensität der Szenen. Damit symbolisieren sie perfekt die Unsicherheit und Selbstreflexion der Charaktere.

Die Kostüme von Conny Lüders versprühen im großen Finale dann so richtig Broadway-Glanz.

Große LED-Wände rechts und links der Bühne fungieren nicht nur als flexible Bühnenbilder, sondern auch als lebendige Projektionsflächen, die die Atmosphäre der Szenen verstärken und die Stimmung der Handlung unterstützen. Das Lichtdesign von Pia Virolainen ergänzt diese dynamische Bühnentechnik perfekt. Es setzt die Tänzer und ihre Bewegungen ins richtige Licht und betont emotionale Höhepunkte. 

Fazit: Ein tolles Musical mit einer beeindruckenden Inszenierung und großartigen darstellerischen Leistungen. Das Drehbuch hat gelegentlich Längen, insbesondere in den weniger dynamischen Szenen und Dialogen zwischen den musikalischen Höhepunkten. Melissa King bringt aber frischen Wind in den Klassiker und lässt ihn mit herausragenden Tanznummern in neuem Glanz erstrahlen.

Cast:

Zach – Arne Stephan
Alan – Alan Byland
Frank – Stefan Schmitz
Richie – William Briscoe-Peake
Judy – Anneke Brunekreeft
Bobby – Pascal Cremer
Greg – Thiago Fayad
Don – Rhys George
Sheila – Olivia Grassner
Kelly – Julia-Elena Heinrich
Kristine – Maria Joachimstaller
Tricia – Katrin Merkl
Val – Clara Mills-Karzel
Diana – Myrthes Monteiro
Cassie – Emma Kate Nelson
Maggie – Kelly Panier
Paul – Kevin Reichmann
Mark – Alessandro Ripamonti
Tom – Anton Schweizer
Lois – Grace Simmons
Al – Benjamin Sommerfeld
Roy – Tobias Stemmer
Bebe – Samantha Turton
Mike – Johan Vandamme
Connie – Vivian Wang

A CHORUS LINE

VON JAMES KIRKWOOD &
NICHOLAS DANTE
MUSIK MARVIN HAMLISCH
TEXTE EDWARD KLEBAN

DEUTSCH VON ROBIN KULISCH
REGIE & CHOREOGRAPHIE MELISSA KING
MUSIKALISCHE LEITUNG CHRISTOPH WOHLLEBEN
BÜHNE KARIN FRITZ
KOSTÜM CONNY LÜDERS
LÄNGE: CA. 2:10 STD. – KEINE PAUSE