Viele haben es sich gewünscht – jetzt ist es soweit: Die weltberühmte Rockoper Jesus Christ Superstar steht wieder im Programm der Bad Hersfelder Festspiele. Am Samstag wurde Premiere gefeiert und bescherte den Zuschauern in der voll besetzten Stiftsruine ein herausragendes Musicalerlebnis!
Jesus Christ Superstar erzählt von den letzten sieben Tage im Leben von Jesus Christus. Die Handlung konzentriert sich auf die Ereignisse aus der Sicht von Judas Iskariot, einem der Jünger Jesu. Beleuchtet werden wichtige Momente wie das letzte Abendmahl, das Urteil von König Herodes und letztendlich den Verrat von Judas, der zu seinem Tod am Kreuz führt.
Schuld, Verrat, Gewissenskonflikte
Stefan Hubers energiegeladene Inszenierung dieses zeitlosen Klassikers passt perfekt in die Stiftsruine. Ein zehn Meter langes und sechs Meter breites, fahrbares Kreuz wird als zweite Spielebene, aber auch als Tisch für die Abendmahl-Szene verwendet. Den Hintergrund dominiert eine fast sieben Meter hohe Jesus-Figur.
Das 30-köpfige Ensemble ist bis in die Nebenrollen stark besetzt. Andreas Bongard verkörpert Jesus auf eine äußerst emotionale Weise und vermittelt auf eindrucksvolle Art und Weise seine inneren Konflikte, Ängste und Zweifel. Besonders beeindruckend ist seine Interpretation des Liedes „Gethsemane“, bei dem er einen intensiven Dialog mit Gott führt und dabei eine Vielzahl von Gefühlen zum Ausdruck bringt: Trauer, Wut, Verzweiflung, Angst und schließlich die Hingabe an den von Gott gewollten Opfertod. Egal, ob er kniend mit schluchzender Stimme singt oder in höchsten Falsett-Tönen, Andreas Bongard verleiht der Rolle mit seiner Stimme und der ergreifenden Darbietung eine brillante, schauspielerische Tiefe.
Mit großer Intensität und viel Leidenschaft vermittelt Tim Al-Windawe die innere Zerrissenheit und den moralischen Konflikt, mit dem Judas kämpft. Besonders hervorzuheben ist auch seine Gesangsleistung. Mit kraftvoller und ausdrucksstarker Stimme verleiht er den Songs eine zusätzliche emotionale Ebene, lässt die inneren Konflikte von Judas regelrecht spürbar werden und sorgt für Gänsehautmomente.
Sidonie Smith verkörpert die Maria Magdalena mit einer Mischung aus Anmut, Stärke und Verletzlichkeit und zeigt die Liebe, die sie für Jesus empfindet, auf authentische Weise. In der großen Ballade „Wie soll ich ihn nur lieben“ kommt ihre auffallend schöne und klare Stimme richtig zur Geltung und der Song „Alles wird gut sein“ bleibt im Ohr. Eine ergreifende Interpretation, anmutig und sanft, aber zugleich mit enormer Ausdrucksstärke.
Rob Pelzer ist als schrill bunter Herodes mein absolutes Highlight. Mit seiner exzentrischen und schillernden Darstellung bringt er eine unglaubliche Energie und Komik auf die Bühne und bringt das Publikum zum Lachen. Sein Spiel ist voller Witz und Ironie und er schafft es, Herodes facettenreiche Persönlichkeit zum Leben zu erwecken. Mit seinen Herodes Show Girls und Boys ist sein Part ein wahrer Augenschmaus und Stimmungsgarant.
Frank Josef Winkels überzeugt durch seine feine darstellerische Nuancierung. Er verleiht Pontius Pilatus eine Präsenz, die sowohl Macht und Strenge als auch Verletzlichkeit und menschliche Schwäche reflektiert. Seine Chemie mit den anderen Darstellern, insbesondere in den Szenen mit Jesus, ist spürbar und sorgt für berührende Momente.
Matthias Graf verkörpert den Hohepriester Kaiaphas mit beeindruckender Autorität und Präsenz. Seine tiefe und ausdrucksstarke Stimme verleiht den Songs eine beeindruckende Wucht und Intensität.
Die Choreographie trägt erneut die Handschrift von Melissa King, die in Bad Hersfeld auch schon erfolgreich an den Produktionen Titanic, My fair Lady, Cabaret und Kiss me Kate mitarbeitete. Die kraftvollen Tanzszenen fügen sich nahtlos in die Handlung ein und verleihen dem Stück zusätzliche Dynamik und Ausdruckskraft.
Timo Dentler und Okarina Peter gestalteten gemeinsam Bühne und Kostüme. 11 der 12 Apostel tragen bedruckte T-Shirts mit bunten Heiligenbildern und individuellen Ausschnitten der Abendmahlszene von Leonardo da Vinci. Judas trägt das Bild des Kusses, durch den er Jesus verrät und Herodes Mantel zeigt das Gemälde „Die Kindermorde“ von Rubens.
Das hervorragende Orchester der Bad Hersfelder Festspiele unter der Leitung von Christoph Wohlleben liefert eine kraftvolle und mitreißende Performance, die die Songs von „Jesus Christ Superstar“ zu einem unvergesslichen Erlebnis macht. Die ikonischen Rock- und Pop-Klänge von Andrew Lloyd Webber werden mitreißend interpretiert und hinterlassen einen tiefen Eindruck bei den Zuschauern. Das Orchester spielt die verschiedenen Musikgenres mit Dynamik, Power und Präzision, wobei sich symphonische Momente mit Glam-Rock und Balladen abwechseln.
Zu Beginn der Premierenvorstellung gab es bei den Tänzer*innen noch kleine Ausrutscher auf der regennassen Bühne. Das Wetter beruhigte sich dann bis exakt zu dem Moment, als Jesus zum Tode verurteilt wurde. Der starke Regen unterstrich die Stimmung der Kreuzigungsszene, wobei sich die Darsteller*innen von den widrigen Umständen nichts anmerken ließen. Das Publikum honorierte die gesamte Leistung mit kaum enden wollenden Schlussapplaus, Standing Ovations und Bravo-Rufen.
Fazit: Die Inszenierung von „Jesus Christ Superstar“ ist von Anfang bis Ende packend. Die beeindruckende Darbietung der Darsteller*innen, die eindrucksvollen Kulissen, kreative Lichteffekte, detailreiche Kostüme und die mitreißende Musik schaffen eine beeindruckende Atmosphäre und machen diese Aufführung zu einem der Highlights der diesjährigen Festspiele.
MITWIRKENDE „JESUS CHRIST SUPERSTAR“
Andreas Bongard – Jesus von Nazareth
Tim Al-Windawe – Judas Ischariot
Sidonie Smith – Maria Magdalena
Frank Josef Winkels – Pontius Pilatus
Matthias Graf – Kaiaphas
Holden Madagame – Annas
Rob Pelzer – König Herodes
Ngako Keuni – Apostel Simon u.a.
John Baldoz – Apostel Petrus u.a.
Thiago Fayad – Apostel Aquila u.a.
Jürgen Strohschein – Apostel Johannes u.a.
Jaime Lee Rodney – Apostel Phillipus u.a.
Danilo Brunetti – Apostel Bartholomäus u.a.
Alan Byland – Apostel Matthäus u.a.
Stefan Gregor Schmitz – Apostel Jakobus d. Ä. u.a.
Maria Mucha – Apostelin Junia u.a.
Barbara Tartaglia – Apostelin Martha u.a.
Sara Lynn Boyer – Apostelin Priszilla u.a.
Ellie van Gele – Soul Girl u.a.
Danai Simantiri – Soul Girl u.a.
Giulia Vazzoler – Soul Girl u.a.
Samantha Turton – Dance Captain/ Swing u.a.
Janice Rudelsberger – Herodes Show Girl u.a.
Taryn Nelson di Capri – Herodes Show Girl u.a.
Joop Leiwakabessy – Priester u.a.
Max Best – Priester u.a.
Lemuel Pitts – Priester u.a.
Daniel Záboj – Anhänger u.a.
Johan Vandamme – Anhänger/ Swing u.a.
Laurent N’Diaye – Anhänger u.a.
Stefan Huber – Regie
Melissa King – Choreografie
Christoph Wohlleben – Musikalische Leitung
Okarina Peter – Bühne und Kostüm
Timo Dentler – Bühne und Kostüm
Pia Virolainen – Lichtdesign
Svein Selvik – Co-Lichtdesign/ Operator
GESANGSTEXTE: TIM RICE, MUSIK VON ANDREW LLOYD WEBBER
DEUTSCH VON: ANJA HAUPTMANN
Stefan Huber – Regie
Melissa King – Choreografie
Christoph Wohlleben – Musikalische Leitung
Okarina Peter – Bühne und Kostüm
Timo Dentler – Bühne und Kostüm
Pia Virolainen – Lichtdesign
Svein Selvik – Co-Lichtdesign/ Operator