Der Ort Arzberg im oberfränkischen Fichtelgebirge war lange Zeit Synonym für das weiße Gold: die Rede ist von Porzellan.  Wer kennt es nicht, das Porzellan mit Strohblumen- und Zwiebelmusterdekor von Kahla oder edles Geschirr von Rosenthal und Hutschenreuther. Die für die Herstellung benötigten Rohstoffe Kaolin, Feldspat und Quarz kamen aus der Umgebung, günstige Facharbeiter konnten aus Thüringen und Oberfranken rekrutiert werden. Aus Familienbetrieben wurden Aktiengesellschaften und die Region erreichte einen ansehnlichen Wohlstand.
Während des zweiten Weltkrieges wurden auch unsägliche Mengen an Hausrat zerstört, so dass die Menschen ab 1948 regelrecht Schlange standen, um Porzellan kaufen zu können.
Durch die Industrialisierung wurde aus dem weißen Gold eine Massenware. Mitte der 80er überschwemmt Billigporzellan aus Osteuropa und Asien den Markt und führt zu einem dramatischen Abwärtstrend, dem viele Werke nicht standhalten konnten und schließen mussten.
Leider wurden inzwischen bereits viele der renommierten Produktionsstätten abgerissen. Nicht so die Arzberger Porzellanfabrik. In den imposanten Hallen stehen noch Maschinen, Regale mit reichlich Formen und Porzellan. Viele Räume sehen aus, als seien die Arbeiter gerade erst in den Feierabend gegangen. Unzählige Fotomotive warten nur darauf, ins Licht gerückt und fotografiert zu werden – ein  fast unberührter Lost Place, nahezu ohne Vandalismusspuren.
Das Gebäude ist gegen unbefugtes Betreten gut gesichert. Private Fototouren können gebucht werden, auch für Film- oder Modellaufnahmen. Der Preis variiert nach Besucherzahl (bewegt sich aber in dem für derartige Fototouren üblichen und bekannten Preisen. Näheres ist bei Herrn Häusler unter Tel.:  0173/5967448 zu erfragen.
Im Preis inbegriffen ist eine  Führung durch das riesige Gebäude, die zum einen der Orientierung, auf Wunsch aber auch der Information über die Gebäudehistorie und Porzellanherstellung dient. Der Pächter verfügt über viel Hintergrundwissen aus erster Hand, da er selbst Porzellan Werbebecher,  Souvenirs und Geschenkartikel  in der Tassenmann GmbH in Arzberg herstellt. Im Anschluss an die Führung besteht ausreichen Zeit, den Ort auf eigene Faust fotografisch zu entdecken.

 

Als „Zugabe“ gibt es im gleichen Ort noch einen weiteren Lost Place zu fotografieren: die alte Lebkuchkenfabrik, in der ebenfalls noch viele Maschinen und Einrichtungsgegenstände auf  Fotografen warten. Auch diese Location kann bei Herrn Häuser gebucht werden.
Historischer Hintergrund Porzellanfabrik:
1872 wurde eine Tonwarenfabrik in Arzberg gegründet. Sie wechselte nach dem Bau einer Bahnlinie von Marktredwitz über Arzberg und Schirnding nach Eger mehrfach den Besitzer. 1903 wurde sie schließlich als Abteilung der Schönwald AG weitergeführt. Auf Grund wirtschaftlicher Zwänge ging sie 1927 an die Thüringer Porzellanfabrik  Kahla.  Arzberg konnte seinen eigenständigen Handlungsspielraum bewahren und erreichte in den 1930er Jahren große Bekanntheit. 1972 fusionierten Kahla und die Hutschenreuther AG. 1997 wurde der Standort Arzberg an die Winterling AG verkauft, aber schon im Jahr 2000 an die SKV Porzellan-Union GmbH weitergegeben. Wenig später wurde das Werk in Arzberg stillgelegt.
Die gesamte Produktion fand nun in dem nur wenige Kilometer entfernten Ort Schirnding statt. 2001/03 kam der renommierte Name Arzberg zu neuen Ehren, als sich die SKV Porzellan-Union erst in SKV Arzberg-Porzellan-GmbH und schließlich in  Arzberg Porzellan GmbH umbenannte. Am 23. Januar 2013 meldete die Arzberg Porzellan GmbH Insolvenz an. Den Markennamen Arzberg, alle damit verbundenen Rechte und die Warenbestände erwarb im August 2013 die Rosenthal GmbH.
(Quelle: Wikipedia)
Historischer Hintergrund Lebkuchenfabrik:
Konditor Friedrich Frank kam 1865 aus dem Frankenwald nach Arzberg und gründete mitten im Stadtgebiet eine Konditorei. Unter anderem wurde das bekannte Elisen-Lebkuchen dort hergestellt. Inzwischen ist der Betrieb samt Werkverkauf in den Gewerbering in Arzberg umgezogen. Die alte Produktionsstätte kann ebenfalls besichtigt und fotografiert werden.
Wer lieber mit Gleichgesinnten in einem Workshops mit Anleitung fotografiert, ist bei der Foto-Faktorei richtig.
Unter dem Titel: Nicht nur Scherben: Der Reiz der alten Porzellanfabrik  werden an verschiedenen feststehenden Terminen Begleitung und Tipps durch erfahrene Fotografen angeboten.
Der nächsten Termine jeweils 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr
21.09.2019
19.10.2019
17.05.2020
27.06.2020
08.08.2020
20.09.2020
24.10.2020
5 Gedanken zu „Ein Lost-Place im Doppelpack: Porzellan- und Lebkuchenfabrik in Arzberg (Oberfranken)“
  1. Wie geht es weiter ? Muss doch wieder Leben eingehaucht werden ! Leben und arbeiten an diesem
    Ort !!

  2. wir bekamen 1966 zur Hochzeit das Service Arzberg 2000 Grauband Gold. Benutzen es gerne auch heute wegen seiner schönen Form. Leider fehlen uns die dazu gehörigen Butterdosen. Ob in den verbliebenen Trümmern wohl welche sind ???

    1. Hallo Herr Wohlkopf, ich habe für Sie nachgefragt! In den “Trümmern” -wie Sie es nennen- findet sich leider keine Butterdose. Der Besitzer hat Ihre Anfrage an einen Porzellanprofi weitergeleitet, der im Augenblick leider auch keine besitzt. Er empfiehlt, bei ebay oder ebay Kleinanzeigen reinzuschauen. Dort fände er öfter Serviceteile vom Arzberg 2000 Grauband Gold.
      Liebe Grüße
      Anna

  3. Sehr geehrte Damen und Herren,

    ich bin auf Ihre Seite gestoßen und würde sehr gerne einmal die alte Porzellanfabrik besichtigen und auch gerne dabei Fotos machen, da ich Fotograf bin.

    Finden zur Zeit Besichtigungen statt? Ich würde mich sehr über eine Antwort freuen.

    Mit freundlichen Grüßen

    Daniel Rochner

    1. Hallo Daniel, ich habe beim Besitzer für Dich nachgefragt: Corona-bedingt sind aktuell keine Freizeit Aktivitäten möglich. Das Fotografieren ist nur für Ausstellungen, Kunstprodukte und gewerbliche Zwecke möglich. Da ich auch unbedingt nochmal hin will, wirst Du garantiert wieder hier bzw. auf unserer Facebookseite https://www.facebook.com/checkbar.eu lesen können, wann es wieder Termine gibt.
      Liebe Grüße
      Anna

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