– Titelfoto mit freundlicher Genehmigung von Haggefugg

Ich traf die Prost-Mittelalter-Party-Rock-Band Haggefugg im Januar 2019 in ihrem Kölner Proberaum.

checkbar.eu: Schön, dass ihr Euch trotz intensivem Probenwochenende für Eure neues Album Fass zum Teufelmit dazugehöriger Tanz und Triebe Tour 2019 und den anstehenden Wacken Winter Nights sehr spontan Zeit für dieses Interview genommen habt. Was bedeutet eigentlich der Name Haggefugg?

David: Im Mittelalter wurden auf Raub-, Kreuz- und Beutezügen die zurückgelassen, die zu faul, verkatert oder aus anderen Gründen untauglich zum Kämpfen waren. Um den Heimweg antreten zu können, mussten sie unterwegs ja irgendwie ihren Lebensunterhalt verdienen. Einige verdienten sich ihr Brot als Zimmermann oder Gaukler. Andere wiederum, indem sie von Schänke zu Schänke zogen und Musik machten, also Spielmänner waren. Diese Menschen nannte man im Volksmund Haggefugg.

checkbar.eu: Am 25.01.2019 ist der Release Eures zweiten Albums „Fass zum Teufel“. Genau wie auch Euer erstes Album „Metgefühl“ wurde der Großteil über ein Crowdfunding finanziert. Wollt ihr damit unabhängig bleiben oder ist es schwer, ein passendes Label zu finden?

Carsten: Wir hatten zwar schon Kontakt zu Labels, sind so aber frei in unseren Entscheidungen und bestimmen, wo der Weg hingeht. So lange wir die Band so stemmen können, ist das auch nicht verkehrt. Wenn es dann irgendwann ein passendes Angebot gibt, sind wir einem Labelvertrag oder ähnlichem aber nicht abgeneigt.

checkbar.eu: Wobei Crowdfunding natürlich auch immer das Risiko birgt, das das Geld nicht zusammenkommt.

Tim: Wir hatten echt Glück. Schon nach 14 Stunden hatten wir das erste Ziel von 3000 Euro erreicht. Die Unterstützung war großartig und wir sind unseren Crowdfunderinnen und Crowdfundern wirklich dankbar.

David: Ich möchte übrigens noch erwähnen, dass unser Album schon fertig war, als Saltatio Mortis die Brot und Spiele veröffentlicht hat.

checkbar.eu: Wie kamt ihr auf den Titel „Fass zum Teufel?

Yannick: Wir haben uns für ein Bandwochende auf Norderney zurückgezogen, um uns intensiv mit der Planung eines neuen Albums ungestört auseinander setzen zu können. Irgendwann kamen wir auf Fass zum Teufel. Uns gefiel die Mehrdeutigkeit und als uns der Titel nach 4 Tagen immer noch nicht aus dem Kopf ging, haben wir ihn genommen.

checkbar.eu: Eure noch nicht so lange Bandhistorie ist schon beeindruckend: 2015 habt ihr In Extremo und Russkaja supportet, 2016 kam das Debutalbum Metgefühl, 2017 wurdet ihr Local Hero NRW, es folgten das Baltic Open Air und das Hörnerfest. 2018 habt ihr auf dem Wacken Open Air gespielt. Wie schafft man es eigentlich, ins Line Up von Wacken zu kommen?

David: Ich bin bei Haggefugg für das Booking zuständig und hab ein bisschen recherchiert. Und dann hatte ich tatsächlich zur richtigen Zeit den richtigen Mann am Telefon. Wir konnten sogar noch aus zwei Slots aussuchen. Mittwochnachmittag, halb vier auf der Wackinger Stage war für uns genau die richtige Zeit. Die großen Bühnen wurden noch nicht bespielt und so hatten wir ein großes und unglaublich feierfreudiges Publikum.

Yannick: Das wurden schon beim Soundcheck immer mehr!

checkbar.eu: Wie war es für Euch, auf Wacken zu spielen?

Patrick: Da stand ich noch im Publikum!

Tim: Es war großartig. Das hat man als Band und irgendwie auch persönlich unbedingt auf der To-Do-Liste stehen und wir konnten das jetzt schon abhaken.

Carsten: Auch die ganze Atmosphäre, die das Festival mit sich bringt. Wir kennen Wacken alle als Besucher und jetzt standen wir selbst als Musiker in der Artist-Area. Veranstalter Thomas Jensen hat für alle Würstchen gegrillt. Du konntest ganz entspannt mit Kollegen und Musikern aus anderen Bands – unter anderem Mitbegründer der Szene und irgendwo Vorbilder – das ein oder andere Bierchen trinken und Kontakte knüpfen. Das war richtig gut! Für die Wacken Winter Nights dieses Jahr sind wir dann ziemlich direkt im Anschluss gebucht worden. Das freut uns als Band natürlich unheimlich und wir sehen es als positive Rückmeldung der Veranstalter.

Wacken Ope Air 2018 – Foto mit freundlicher Genehmigung von Haggefugg

checkbar.eu: Die Wacken Winter Nights sind ein gutes Stichwort! Warum sollten wir uns euren Auftritt dort im Februar ganz dick in der Running Order einkreisen?

David: Wer Haggefugg schon kennt, wird definitiv eine Überraschung erleben. Das erste Album war schon sehr gut. Mit den Songs von „Fass zum Teufel“ legen wir noch mal eine ganze Schüppe oben drauf. Es wird eine richtig fette Party – die solltet ihr auf gar keinen Fall verpassen! Wir können es selber kaum erwarten!

checkbar.eu: Was ist für euch reizvoller: kleine Clubkonzerte oder Festivals mit großem Publikum?

Alex: Das hat beides etwas. Etwas schwieriger ist es mit kleinem Publikum. Auf den großen Bühnen ist es fast ein Selbstläufer, die Leute wollen einfach feiern.

Yannick: Auf kleinen Bühnen bist Du natürlich näher am Publikum, hast den direkten Kontakt. Das ist auch immer wieder aufs Neue etwas Besonderes! Bei den Festivals hast du dazwischen einen Graben und das erste was man sieht sind die Rücken der Securities und (hoffentlich) einer Menge an Fotografen. Auf kleineren Club-Konzerten bekomme ich allerdings auch öfter blaue Flecken von den Dudelsäcken, wenn ich mich nicht schnell genug wegducke…

checkbar.eu: Habt ihr eigentlich Lampenfieber?

Tim: Lampenfieber ist vielleicht nicht mehr das richtige Wort. Unser 10. Konzert war auf der Loreley als Opener für In Extremo, da haben wir uns noch nicht richtig wohl gefühlt vor dem Auftritt und waren alle mächtig aufgeregt. Aber inzwischen haben wir Erfahrungen gesammelt und sind aufeinander eingespielt. Da ist eher die Vorfreude die überwiegt, dass es gleich losgeht. Damit das so bleibt proben wir jetzt auch so intensiv, um uns mit dem neuen Set bestmöglich auf die kommenden Konzerte vorzubereiten.

Yannick: Dennoch bin ich immer froh, wenn ich auf der Bühne nicht über irgendwelche Kabel stürze. Einmal musste ich das Konzert auf allen Vieren anfangen… Ein anderes Mal habe ich mit „Wir sind haggefoll und ihr?“ angefangen.

checkbar.eu: War das euer peinlichstes Banderlebnis?

Tim: Nein, es geht noch besser. Auf der Loreley kam beim Aufbauen so ein netter Typ zu mir und fragte, ob alles ok wäre. Ich hab mich noch bei ihm bedankt, dass er und seine Kollegen von der Bühnentechnik so einen tollen Job machen. Der Typ grinst mich an und sagt: „Wir werden uns bestimmt wiedersehen.“ Dass das Alex Wesselsky von Eisbrecher war, hat man mir erst hinterher gesagt.

checkbar.eu: Wer schreibt bei euch die Songs und wie lasst ihr euch inspirieren?

Carsten: Bei uns können alle Songs schreiben. Wenn ein Song fertig ist, wird er der Band präsentiert und dann von allen weiterentwickelt. Ob es dann ein Song aufs Album schafft oder nicht wird tatsächlich demokratisch entschieden.

Tim: Da wir aus unterschiedlichen Musikbereichen kommen, fließen auch verschiedene Stilrichtungen mit ein. Manchmal habe ich während einer Vorlesung eine Melodie im Kopf, dann summe ich mir die als WhatsApp Nachricht und bearbeite sie später zu Hause. Ich setze mich aber auch gezielt hin, um einen Song zu schreiben.

Alex: Bei mir entsteht zuerst die Melodie, allerdings habe ich schon eine Geschichte im Kopf, die der Song erzählen soll. So ein zwei Textzeilen des Refrains schreibe ich meist schon dazu.

Yannick: Ich schreibe dann meist den restlichen Text dazu.

checkbar: Bei der Vorbereitung auf dieses Interview habe ich bei YouTube zwei gezeichnete Videos von euch gefunden.

David: Es gibt eins mit Lyrics von uns zu „Met, Wirt, Bestellt!“ und ebenfalls zu “Seemannsgarn”. Das zu „Seemannsgarn“ hat ein Fan von uns gemacht.

checkbar: Genau, aber da seid ihr ja nicht zu sehen.

David: Ja, wir hätten schon gern ein Musik-Video, aber da ist unser Qualitätsanspruch sehr hoch und das ist entsprechend teuer. Es gibt aber auch mittlerweile ein neues Video mit Konzertschnipseln zu einem Song des neuen Albums mit dem Titel „Katzenjammer“, allerdings mit Studiomusik unterlegt. Da kann man uns dann auch mal in Aktion sehen.

checkbar.eu: Eine abschließende Frage noch: Ihr seid alle noch im Studium bzw. in der Berufsausbildung. Wollt ihr hauptberuflich Musik machen, wenn ihr die Chance dazu habt?

David: Wir spielen gelegentlich noch in anderen Musikprojekten. Unser Hauptaugenmerk liegt aber ganz klar auf Haggefugg. Wir können uns gut vorstellen, das beruflich zu machen. Das ist vermutlich der Traum eines jeden Musikers.

Carsten: Die Band geht immer vor, wenn ein lohnendes Konzert-Angebot reinkommt.

checkbar.eu: Das war ein schönes Schlusswort. Ich danke euch für das Interview! Vielleicht sieht man sich auf eurer Release-Tour mit Vogelfrey und Storm Seeker!

Yannick: Wir danken für Dein Interesse und nicht vergessen: Wir sind Haggefugg und ihr seid?

Haggefoll!

Nach intensivem Probenwochenende 🙂 Foto mit freundlicher Genehmigung von Haggefugg

Haggefugg, das sind:

David alias Dudel zu Lang spielt Dudelsack, Schalmei und Flöten

Yannick als Gregor Krähenkehle am Gesang

Alex, auch Martin Lauther genannt, an der Gitarre

Carsten – Der Meticus mit t wegen seiner Vorliebe für gleichnamiges Getränk, welches er auch schon selbst braute, am Schlagwerk

Tim ist der Bassbär mit b wie Bass und

Patrick, brandneu in der Band und daher noch ohne Beinamen, spielt Dudelsack und Schalmei.

Haggefugg bei facebookund bei instagram

Die sechs sympathischen Spielleute aus Köln live:

25.01.2019 Köln, MTC (mit Vogelfrey und Stormseeker)
08.02.2019 Berlin, Nuke (mit Vogelfrey und Stormseeker)
09.02.2019 Göttingen, Mittelaltermensa (mit Vogelfrey und Stormseeker)

15.02.2019 Hannover, Subkultur (mit Vogelfrey und Stormseeker) 23.02.2019 Wacken Winter Nights
08.03.2019 Bochum, Matrix (mit Vogelfrey und Stormseeker)
09.03.2019 Lübeck, Riders Café (mit Vogelfrey und Stormseeker)
15.03.2019 München, Backstage (mit Vogelfrey)
16.03.2019 Leipzig, Hellraiser (mit Vogelfrey)
05.04.2019 Oberhausen, Mead & Greed Festival
28.06.2019 Beichlingen, Sternenklang Festival
29.06.2019 Abenberg, Feuertanz Festival
31.08.2019 Wuppertal, Feuertal Festival
14.09.2019 Luhmühlen, MPS

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