Wohnmobilumbau Seitenansicht des umgebauten Krankenwagens ohne die Signalfarben

Wohnmobilumbau

Vor anderthalb Jahren habe ich mir erste Inspirationen zum Umbau eines Krankenwagens geholt und habe lange nach einem geeigneten Fahrzeug im Internet Ausschau gehalten. Im Dezember 2017 stand der Entschluss dann fest.  Wir haben schon ein “richtiges” Wohnmobil, allerdings ein altes Schätzchen mit H-Zulassung. Die dürfen auch in der Umweltzone fahren. Nun ist meine Freundin öfter allein unterwegs und hat immer Sorge, mit dem Ducato unterwegs liegen zubleiben. Die Sorge ist nicht ganz unbegründet, er springt schon mal schlecht an. Auf einer Fahrt in den hohen Norden hat uns ein verstopfter Dieselfilter ausgebremst. Zum Glück hatten wir Ersatz dabei und konnten das Problem für relativ kleines Geld in einer Werkstatt beheben lassen. Im Stadtverkehr und auf engen Straßen ist er auch alles andere als wendig.

Es sollte also etwas kleineres werden, was sich wie ein PKW fahren lässt. Eigentlich wollte ich einen 7,5 Tonner mit einer Wohnkabine. Aber die gefiel mir wegen der niedrigen Stehhöhe nicht – als 1,90 m Mann braucht man etwas mehr Luft nach oben. Außerdem ist der Einstieg doch recht hoch.

Ein Krankenwagen bringt durch die gute Isolierung, Fenster und die Dachlucke beste Voraussetzungen zum Ausbau mit. 

Auf dem Weg zum Großhändler fand ich in ihn dann – den T5.

Probefahrt – gekauft wie gesehen. Um Geld für den Umbau zu sparen, wollte ich die Folie allein vom Fahrzeug entfernen. 

Im Internet sah Folie entfernen ganz leicht aus. Klar, mit Fön erwärmen und dann einfach abziehen.. Wer schon mal 5 Schichten Alttapete von den letzten 30 Vormietern von einer Wand  abgeknibbelt hat, kann meine Qualen vielleicht annähernd verstehen. Aber Folie ist keine Tapete! Millimeterweise ging das Zeug ab. Hattest Du mal einen Zentimeter großes Fleckchen abgezogen – ein Festtag! Gerade an den Stellen, wo die Sonne drauf scheint, war die Folie eine bomenfeste Verbindung mit dem Lack eingegangen. Ein ganze Woche habe ich mit dieser Arbeit verbracht und an allen zehn Fingern Blasen gehabt. Zum Glück hatte ich eine Unterstellmöglichkeit auf einem Privatgrundstück.

Leider mussten für die Umschreibung auch die Blaulichter runter. Hätte ich gern draufgelassen – ist wohl so ein Männerding.

Danach ging es endlich an den Innenausbau. Die Trage und den Notsitz habe ich ausgebaut und im Internet zum Kauf angeboten. Man glaubt es kaum aber dafür gibt es tatsächlich einen Markt!

Der erste Ausbau sollte zwei Kriterien erfüllen: es sollte schnell gehen und den Anforderungen des TÜVs zur Umschreibung auf ein Wohnmobil erfüllen – mehr nicht.  Ich wollte den Wagen möglichst schnell nach Hause holen und dort in Ruhe weiter ausbauen können. Also musste er eine Schlafgelegenheit haben, Sitzmöglichkeiten, einen Tisch, ein Waschbecken mit laufendem Wasser und einen fest eingebauten Gaskocher.

Für das Bettgestell habe ich mit diversen Holzlatten, ungefähr 500 Schrauben und ca. 40 Winkeln eine Unterkonstruktion für das Bett gebaut.

Das Waschbecken gibt es im Internet z.B. hier (der link dient nur als Beispiel bzw. Anregung, ich verdiene hier nichts daran). Strom bekommt das Waschbecken über eine  Batterie. Unter dem Waschbecken sind zwei kleine Kunststofftanks, einer für Frisch-, einer für Abwasser.

Blauäugig wie wir waren haben wir uns einen Tag Urlaub genommen, eine Tageszulassung beim Straßenverkehrsamt geholt und sind frohen Mutes zum TÜV gefahren. Termin gibt es in 6 Wochen – so die ernüchternde Antwort des TÜV-Prüfers. Die gleiche bekamen wir bei drei anderen Prüfstellen. Leider kann in NRW auch nur der TÜV die notwendige Vollabnahme nach § 21 StVZO durchführen. Da die Nachfrage immer seltener wird, gibt es entsprechend wenig Prüfer und das führt zu langer Wartezeit auf einen Termin.

Zu allem Überfluss habe ich einen großen Schaden an der Lichtmaschine angerichtet, indem ich den Starthilfeknopf gedrückt habe. Dieser bewirkt, das von der Aufbaubatterie zur Hauptbatterie überbrückt wird, wenn die Hauptbatterie leer ist. Allerdings hatten wir nur eine Batterie verbaut. Deswegen kam es zu einem Kurzschluss an der Lichtmaschine. Bitte nicht nachmachen – war  eine gleichsam teure wie unnötige Erfahrung!

Als der ersehnte Tag X endlich kam, fuhr ich erneut mit Tageszulassung zum TÜV. Der Prüfer suchte ausgiebig nach Mängeln, die er auflisten konnte. So rügte er, am Radkasten fehle ein Stück Plastik, am GFK-Aufbau sei ein Stück heraus gebrochen, die werkseitig verbautem extra Bremslichter waren ihm zuviel und am Gaskocher störte ihn eine scharfe Ecke Verletzungsgefahr! “Mit 5 Mängeln kann ich Sie durchfallen lassen. Wo ist denn Ihre Wiegekarte?” “Ich dachte, dass machen Sie hier beim TÜV?” “Unsere Waage ist kaputt”, freute sich der Prüfer und setzte ein schwungvolles DURCHGEFALLEN unter seine Prüfpapiere.

Die Nachkontrolle wurde zum Glück von einem seiner Kollegen gemacht. Die Mängel habe ich von der VW Werkstatt beseitigen lassen. Vollgetankt und mit frischer Wiegekarte bekam das gute Stück endlich die ersehnte Plakette. 

Unser Fuhrpark-Neuzugang durfte mit nach Hause und ich konnte ganz in Ruhe mit dem Endausbau anfangen. Meine Freundin war inzwischen mit dem Oldtimer unterwegs. Nach 1500 km quer durch Deutschland kommen die Zwei inzwischen auch klar 🙂

Bei dem zweiten Ausbau habe ich viel von Ikea verbaut damit man Teile wie zum Beispiel eine Schublade oder ähnliches nachkaufen kann. Die Grundkonstruktion besteht simpel aus 2×8 Expedit Regalen quer und je ein 2×2 Regal an den Seiten als Sitzfläche. Die Sitzkissen sind mit Silikon darauf befestigt, damit man sie auch wieder entfernen kann, falls nötig.

Für den Tisch habe ich ein Reststück Holz verwendet, ca. 40 x 40 cm. Der ist mit Winkeln am Regal befestigt. Eine Fußstütze geht bis zum Boden.

Wenn wir den Tisch mal schön machen (mit abgerundeten Kanten und Kantenleimer) werde ich den Fuß so montieren, das man ihn nach vorne wegklappen könnte.

Auf den quer stehenden hohen Regalen ist eine Ausziehfunktion mit Volllastauszügen und einer Siebdruckplatte für die zweite Betthälfte aufmontiert, die an den Seiten und auf dem Tisch aufliegt. Damit hat man eine Schlaffläche von 140 x 200 m. (Querschläfer). Wir haben zwei 70×200 m Kaltschaummatrazen bestellt. In der Länge musste ich sie etwas kürzen. Das geht mit einem Brotmesser ganz gut.

Der Bettauszug wird für den Transport ist zwei kleinen Riegeln gesichert, die am Regal angeschraubt sind. Das ist noch nicht die optimale Lösung, da die Riegel keinen guten Halt finden am Expedit.

Die Matratzen, die bei der Fahrt übereinander gestapelt liegen, sichere ich mit zwei Gummi-Expandern. Damit man auch auf dem Bett gemütlich sitzen kann, habe ich eine Rückenlehne mit Winkeln an der Wand vom Aufbau befestigt.

In die Regalen habe ich teilweise Schubladen eingesetzt (gibt es bei Ikea passend). Eine Kindersicherung sorgt dafür, das die Schubladen beim Fahren nicht aufgehen.

Bei der Elektrik habe ich 12 Volt und 220 Volt Steckdosen zum laden von Handy- und Laptop installiert. Der Wasserhahn läuft auch über 12 Volt.

Für die mobile Campingtoilette habe ich eine aufklappbare Kiste gebaut, die man ggf. auch ins Vorzelt stellen kann, wenn man länger steht. Besonderheit ist noch die Aussparung in der untereren Hälfte, damit man den Riegel zum Abwassertank herausziehen kann. Zugeklappt ergibt sich ein zusätzlicher Sitzplatz.

Für einen schöneren Boden habe ich PVC mit doppelseitigem Klebeband festgeklebt. Die vorhandenen Krankenwagenschränke habe ich mit Dekofolie aufgehübscht. Die Fenster wurden für mehr Sichtschutz mit Plissees versehen.

Den Desinfektionsspender, Wandmülleimer und die Einstiegshilfe haben wir drin gelassen. Der Lautsprecher hinten funktioniert mit dem Autoradio in der Fahrerkabine und ist von der Lautstärke sogar hinten steuerbar.

Alle Birnchen habe ich gegen LEDs ersetzt. Ein Vorhang an einem Seilzugsystem dient als Sichtschutz, wenn die Toilette benutzt wird. 

Hinter den Hecktüren ergibt sich durch die Regallösung ein unglaublicher Stauraum. An der Tür ist eine Klappe mit dem Gaskartuschenkocher fest installiert. Hitzeschutz nicht vergessen.

Nach der ersten Campingnacht offenbarten sich noch kleinere Mängel bzw. Bedürfnisse. Da die Zeltnachbarn bis spät in die Nacht “etwas” lauter waren, ließen wir Fenster und Dachluke geschlossen. Das Fahrzeug hat ja eine Notbelüftung. Durch die gute Isolierung waren morgens allerdings die Scheiben beschlagen und Kissen und Decke etwas klamm. Wir werden ab jetzt einen kleinen Luftentfeuchter benutzen. Da kommt eine kleine Salztablette rein und das Kondenswasser sammelt sich in einem kleinen Auffangbehälter. Funktionierte beim zweiten Einsatz schon ganz gut.

Eine Ablagefläche auf der hinteren Bettseite wäre z.B. ganz nice.  Auf das Dach soll noch eine Solarzelle installiert werden, um unabhängiger von Stromversorgung zu sein. Und bestimmt fallen mir noch ganz viele Dinge ein, die man verbessern könnte.

14 Gedanken zu „Wohnmobilumbau – Der alte Krankenwagen“
  1. Hallo ,schöner Beitrag befinde mich auch in der Auseinadersetzung mit einem Rettungswagen , ich weiss jetzt nicht wie groß Dein T5 ist vom Kastenmaß her ist ? Schwierig hier eine Entscheidung zu treffen ,endet immer in einem Kompromiss ,wesentlich die perfekte Lösung geht immer ins Geld ,wäre schön wenn wir uns noch austauschen könnten .Mfg Andy

    1. Hi Andy freut mich das dir der Beitrag gefallen hat !! Ich würde mich sehr freuen mich mit dir über dieses Them auszutauschen . Darf ich dich über Mail anschreiben ?? ( Muß Fragen wegen dem Datenschutz) Gruß Andreas

  2. Hallo,

    sehr schöner Umbau.

    Ich habe vor ein paar Monaten das gleiche Modell auf einer Auktion ersteigert. Aus zeitlichen Gründen konnte ich noch nicht viel dran machen, außerdem bringt die Folie mich zum verzweifeln. Das du die selben Probleme hast beruhigt mich jetzt etwas. Du hast aber auch nur Heißluftföhn und Finger benutzt oder?

    Freundliche Grüße
    Jannik

    1. Hallo.
      Ja genau Föhn und einen plastik spachtel. Habe teilweise auch einen folienradierer verwendet aber so richtig der Knaller war dieser auch nicht. Zähne zusammen beißen und durch war mein Motto . Ich wünsche dir viel Erfolg bei deinem Ausbau und würde mich freuen mal wieder was von dir zu hören !!!!!!!!. Grüß Andreas

      1. Hallo,
        mit der Folie sind wir soweit fertig. Habe ein großes Gas-Heißluftgebläse für die Folie und Folienradierer für die Klebereste genommen. War trotzdem sehr anstrengend. Ich habe aber mal eine andere Frage: War bei dir noch das Radio verbaut? Bei mir fehlt dieses und ich würde gerne wissen, welches Modell verbaut war, damit die Rückfahrkamera wieder funktionsfähig ist.
        Gruß
        Jannik

  3. Hallo,
    Ich habe mir einen Krankenwagen VOLVO 960 (PKW) in Schweden gekauft und will den Wagen jetzt als Wohnmobil umbauen. Kannst Du mir über Deine Erfahrungen mit dem TÜV berichten, weil ich einige der Leuchten (Blaulicht ist schon entfernt) die jetzt seitlich d.h. über der Fahrer- bzw. Beifahrertür und oberhalb der Windschutzscheibe die ggf. nach der TÜV-Abnahme weiter benutzen möchte; inbesondere ob der TÜV was an der Verglasung der Leuchten zu beängeln hatte.
    Ich freue mich über eine Kontaktaufnahme-
    Mit freundlichen Grüßen
    Peter Schad

  4. Hallo aus Spanien,bin ein 80 jähriger Rentner und habe mir in Schleswigholstein einen Rettungswagen Mercedes 906 BA 50,Bj.2013 mit 252000 km Laufleistung gekauft.Die Folie habe ich an einem Wochenende bei Kälte herunter geholt.Mit Fön und sehr kalten Händen.Meine Jeans platzte im Schritt (bitte nicht lachen) und der kalte Wind pfiff in meine Hose.(gab später eine schlimme Blasenentzündung) Die hinteren Bremsen ,Bremsseilzug und Kühler (es war Oel im Kühlwasser) mußten neu gemacht werden.Kosten 3.400,– Euro.Den Tragetisch habe ich mit einer großen Flex heraus geflext.Schrauben /Muttern drehten sich mit und anschließend verschenkt als Schrott. Eine faltbare Liege und ein Schlafsack sollten für die Fahrt provisorisch sein.Hab ihn als LKW zugelassen und mit einem Exportkennzeichen versehen.(hatte die Nr.13) Vor Barcelona,nach der Mautstelle ,hat das Automatikgetriebe gestreickt.Ein neues Automatikgetriebe mußte her .Aufenthalt 3 Tage.Nun hat mich die ganze Sache über 20 000 Euro gekostet und es verläßt mich langsam der Mut,an dem Fahrzeug was zu machen. Ich war fast 14 Tage schwer krank.So langsam kommt mein Basteltrieb wieder durch und ich habe schon mal das Fahrzeug von Kleberesten befreit und einen von 3 Sitzen im Koffer befreit.Vor dem Ausbau fürchte ich mich nicht, nur vor den vielen Kabeln (ohne Schalter) im Kasten.Einen Durchgang zum Fahrerhaus würd ich auch gern haben aber da sitzt eine Zusatzbatterie und viele Kabel.Die Fenster sind nicht isoliert und es hat kein Dachfenster.Alles muß evtl. aus Deutschland geschickt werden,was sicherl. nicht billig kommt.Was würdet ihr an meiner Stelle machen ? Verkaufen oder weiter machen ?

    1. Hallo Dirk,
      da hast Du aber schon Einiges hinter Dir und viel Arbeit, Zeit und Geld investiert. Einen Rat zu geben ist natürlich schwer. Vielleicht hörst Du auf Dein Bauchgefühl, das ist ja oft der beste Berater!
      Ich wünsche Dir auf alle Fälle viel Erfolg und eine gute Zeit “on the road”.
      Halt uns gern auf dem Laufenden, wenn Du magst!
      Liebe Grüße
      Anna von checkbar.eu

  5. Hallo,
    habe mir letztes Jahr das gleiche Modell gekauft und wie du nur einen provisorischen TÜV Umbau eingebaut.
    – Damit auch eine schöne Spanienspazierfahrt -5200km- gemacht.
    Dieses Jahr möchte ich ihn “ordentlich” ausbauen.
    Habe letztes Jahr schon einen Durchgang zur Fahrerkabine gemacht.
    Dabei habe ich festgestellt, dass Aluminiumstreben im Aufbau verlaufen an denen der Notsitz angeschraubt war.
    Ich möchte, wenn innen fertig, ebenfalls einen Dachaufbau für Solarzellen, Gepäck und Markise machen.
    Weißt du ob und an welchen Stellen Streben im Dach verlaufen?
    Das wären gute Aufnahmepunkte für einen Dachträger.
    Viele Grüße
    Manfred

    1. Hallo Manfred,
      konntest du die Alustrebe einfach entfernen und hast dann eine freinen Durchgang hinbekommen? Stelle gerade Überlegungen zu einem eventuellen Projekt an bei dem der Zugang nach hinten gewährleistet sein sollte(schon wegen des Hundes 🙂 )
      Freue mich auf Antwort, ein Foto wäre natürlich auch toll.
      Vielen Dank und freunliche Grüße,
      Achim

  6. Moin,
    ich bin auf den Artikel gestoßen und sehr angetan von der Idee.
    Nun stellt sich mir eine leider etwas unangenehme Frage…was ist denn der preisliche Rahmen für eine Anschaffung und Ausbau dieser Art?
    Liebe Grüße
    Doris

    1. Hallo Doris, Hallo Gemeinde,
      Du musst zwischen Krankenwagen (Blech) und Rettungswagen (Koffer auf Fahrgestell) unterscheiden. Krankenwagen gibt es auch mit 2 Schiebetüren. Den billigsten Rettungswagen auf VWCrafter 133Ps habe ich für 7500€ gesehen. Für meinen Sprinter 2013 mit 163Ps + Allrad habe ich 12700€ – Verkauf von Blaulichtern und Trage bezahlt. Beide mit W.A.S. Kofferaufbau. Ausbau ist schwer zu Schätzen. Je nach Qualität der Komponenten. Bei Fragen gerne mailen

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